Medien, Energie und dreiste Abzocke haben auch im
vergangenen Jahr wieder die Remscheider Bürgerinnen und Bürger beschäftigt. Das
geht auch dem Jahresbericht der Verbraucherberatung Remscheid hervor, den deren
Leiterin Lydia Schwerter gestern der lokalen Presse erläuterte. Ob windige
Vermittler fragwürdige Finanzsanierungen unterschoben, dubiose Anwaltskanzleien
mit Mahnschreiben Angst einflößten oder dreiste Telefonanbieter mit
unberechtigten Forderungen Kasse machen wollten: Mit 5622 Anfragen (2912: 5027)
war die Verbraucherzentrale an der unteren Alleestraße auch in 2013 eine
wichtige Anlaufstelle. Fast 28 Prozent der gesamten Anfragen rankten sich um
Telefon und Internet. Unsere Statistik zeigt nicht die Spitze, sondern nur
einen Punkt auf der Spitze des Eisbergs", so Lydia Schwertner. Hinter
jeder Anfrage, die sich hier niederschlage, verberge sich eine hohe
Dunkelziffer von Verbraucherinnen und Verbrauchern mit ähnlichen Problemlagen.
Auch bei den (in den 5622 Anfragen enthaltenen) 1.435 außergerichtlichen
Rechtsberatungen und -Vertretungen standen Probleme mit
Telekommunikationsanbietern mit 54 Prozent im Mittelpunkt. Im Jahresüberblick waren
insbesondere Vodafone, Telefonica/02 sowie die Deutsche Telekom diejenigen
Anbieter, die in Remscheid am häufigsten Anlass zu Nachfragen und Beschwerden
gaben. Während es bei Vodafone und der Deutschen Telekom schwerpunktmäßig um
die Frage ging, ob ein Vertrag überhaupt zustande gekommen ist, standen bei
Telefonica/02 Fragen zur Kündigung und Vertragsauflösung im Vordergrund. Die
übrigen Schwerpunktthemen der persönlichen Rechtsberatung warn Konsumgüter (14
Prozent), Allgemeine Dienstleistungen (zwölf Prozent), Energie (acht Prozent),
Freizeit (sieben Prozent) und Finanzen (fünf Prozent).
Mit außergerichtlicher Rechtsberatung können Verbraucherprobleme
vielfach geklärt werden. Die Anfragen und Beschwerden seien aber auch ein
Fingerzeig, wo sich Fallstricke in Allgemeinen Geschäftsbedingungen auftun oder
Gesetze Schlupflöcher für unlauteres Verhalten bieten. Schwertner:Hier setzt
sich die Verbraucherzentrale NRW ein, um Missstände branchenweit etwa auf dem
Rechtsweg abzustellen oder um bei der Politik Nachbesserungen für mehr
Verbraucherschutz zu reklamieren."
Die gute Nachricht: Eine Novelle des Telekommunikationsgesetzes
hat Preisansagen bei Call-by-Call-Gesprächen inzwischen verpflichtend gemacht
und kostenpflichtige Warteschleifen drastisch eingeschränkt. Auch für die
Portierung des Telefonanschlusses zum neuen Anbieter wurde ein Zeitfenster von
einem Tag vorgegeben. Gleichwohl hat der Telekommunikationsmarkt immer noch
reichlich Stolperfallen. Mal schoben sich die Anbieter gegenseitig die
Verantwortung für die tote Leitung zu, mal wurden Preise nicht deutlich genug
angesagt. Nach vermeintlich unverbindlichen Beratungsgesprächen in Telefonläden
erhielten Kunden plötzlich Auftragsbestätigungen über neue
Telefon-Komplettpakete - mit zusätzlichen Kosten inklusive. Und dies, obwohl
jede Einwilligungserklärung oder Unterschrift fehlte. Die Leiterin der
Remscheider Verbraucherberatung rät dringend: Unterschreiben Sie keinen neuen Telefonvertrag
sofort im Laden, sondern lesen Sie zuhause erst einmal in aller Ruhe das
Kleingedruckte. Daraus ergeben sich bestimmt noch weitere Fragen an den Anbieter!
Die schlechte Nachricht: Deutlich erhöht hat sich die Zahl
der Abmahnungen wegen vermeintlicher Urheberrechtsverletzungen, die Internetnutzer
via E-Mal erhielten. So verschickte eine Rechtsanwaltskanzlei beispielsweise im
Dezember Schreiben mit der Behauptung, dass über die eine Internet-Plattform Pornofilme
gestreamt und damit Urheberrechte verletzt worden seien. Auch hier mutmaßt Lydia
Schwertner: Weil das vielen peinlich ist, unterschreiben sie lieber die
geforderte Unterlassungserklärung und zahlen, statt den Fall gegenüber der
Verbraucherzentrale publik zu machen."
Angesichts der steigenden EEG-Umlage und damit
einhergehender Strompreiserhöhungen waren auch Fragen zum Stromanbieterwechsel
im vergangenen Jahr immer wieder Beratungsthema. Billig heißt dabei nicht immer
gut. So hatte der Strom- und Gashändler Flexstrom mit dem Slogan Verboten
günstig" geworben. Doch am 12. April 2013 bekam die Werbebotschaft eine
neue Bedeutung, als das Berliner Unternehmen Insolvenz anmelden musste. Die
Verbraucherzentrale in Remscheid half damals die Strom- und Gaskunden, die
Vorauszahlungen geleistet hatten, mit rechtlicher Beratung, um Ansprüche
geltend zu machen und gab Tipps für den Wechsel zu einem neuen Versorger. Auch
als die Baumarkt-Kette Praktiker und deren Tochter Max Bahr im Sommer Insolvenz
angemeldet hatten, wollten Kunden wissen, wie es um ihre Gewährleistungsrechte
bestellt ist.
Kein Jahr, ohne dass Remscheider nicht auf zweifelhafte
Maschen unseriöser Firmen hereinfallen. Während sich die einen vertrauensselige
Senioren als Zielgruppe für ihre Gaunereien ausgeguckt hatten, versuchten es
andere per Zufallsprinzip mit unbegründeten Inkassoforderungen. Schwertner riet
in diesen Fällen: Nicht bezahlen, aber unbedingt der Forderung widersprechen!
Zu schaffen machten Ratsuchenden auch Phishing-Mails: T-Online-
und Amazon-Kunden, Inhaber einer Master-Card oder Nutzer von Pay-Pal-Konten erhielten
im vergangenen Jahr zuhauf unerwartete E-Mails, die angeblich von ihrem
Anbieter stammten und die mit fadenscheinigem Inhalt geheime Zugangsdaten
abfischen wollten", berichtete gestern Lydia Schwertner. Die Maschen der
Betrüger waren dabei alle ähnlich: Sie versuchten mit angeblichen Sperrungen,
Einschränkungen, Unregelmäßigkeiten oder Fremdzugriffen die Adressaten in Angst
und Panik zu versetzen und zur Preisgabe ihrer Daten zu verleiten. Oder, eine
andere kriminelle Masche, die Mails enthielten gefährliche Zip-Anhänge, die
beim Öffnen als Trojaner-Viren auf die Festplatte des Computers oder
Smartphones gelangten. Auch galt es, existenzielle Notlagen abzuwenden und
Hilfe zu leisten gegen windige Geldschneiderei. Ob das Girokonto gekündigt
wird, Gläubiger den Gerichtsvollzieher beauftragen oder sogar Stromsperren oder
die Kündigung der Wohnung drohen - die Verbraucherzentrale bot zeitnah und
wirkungsvoll Hilfe. Insbesondere große Ängste vor drohenden Zwangsvollstreckungsmaßnahmen
und Probleme bei der Kontopfändung trieben Ratsuchende um.
So konnte die Verbraucherzentrale mit ihren Beratungsangeboten
2013 wieder punkten: Sie gilt als glaubwürdig und zuverlässig - die Menschen
hierzulande attestieren ihr ein seriöses Image, wie im September eine Umfrage ergab.
88 Prozent der Nutzer waren nach Ermittlungen der Meinungsforscher mit der
Beratung sehr bis ziemlich zufrieden. 94 Prozent beschrieben sie als
nützlich".
Je früher Kinder und Jugendliche den richtigen Umgang mit
Geld lernen, desto besser haben sie später ihre Finanzen im Griff. In 23
Veranstaltungen für 355 Schülerinnen und Schüler vermittelte die Remscheider Verbraucherzentrale
Basiswissen für den Konsumalltag und informierte über Tücken beim Surfen im
Internet. In der Unterrichtseinheit »Spaß im Netz - aber sicher« zeigte die
Verbraucherzentrale den Schülerinnen und Schülern der
Albert-Einstein-Gesamtschule und des Käthe-Kollwitz-Berufskollegs auf, was in
Sozialen Netzen bei Kontaktdaten, Bilderwahl und Einstellungen zu beachten ist.
Wie persönliche Daten der jungen Netzwerker gezielt für personalisierte Werbung
genutzt werden können, stand ebenso im »Lehrplan« wie Tipps gegen Cyber-Mobbing.
Ein Exkurs ins Urheberrecht öffnete Einsichten, dass Bilder von Popstars oder
Sportgrößen nicht einfach ins eigene Profil eingestellt werden dürfen. Rechte
und Pflichten eines Kaufvertrags, mögliche Kostenfallen bei der Handynutzung,
Wissenswertes zum Mieten der ersten eigenen Wohnung oder notwendige Versicherungen
für junge Menschen, kurz: praktische Fragen und Probleme aus der Lebenswelt der
Schülerinnen und Schüler bzw. Auszubildenden standen bei weiteren Unterrichtseinheiten
im Mittelpunkt.