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Tipi: Eindrucksvoll von außen, staunenswert von innen

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Die Frauengruppe von

„‚Wollige Werte‘ gehen von Remscheid in alle Welt“, titelte der Waterbölles am 31. Mai 2011, als er über die die Remscheider Kunstpädagogin Ute Lennartz-Lembeck und ihre Projekt Gruppe "Guerrilla Knitting" berichtete. Fotos von der Trauerweide in einem Freizeitpark im Velbert, der sie im Mai 2011 einen Mantel häkelte, gingen um die halbe Welt. Demnächst will sie dieses Kunstprojekt erweitern – um 300 in der Zwischenzeit gesammelte Wünsche. An Ideen mangelt es Ute Lennartz-Lembeck nicht. „Kunst schafft Beziehungen, Zusammenhalt“, ist ihr Credo. „Ein Gewebe ist nur so stabil wie das schwächste Glied.“

Das führte zu der Idee, aus vielen Einzelteilen ein Tipi zu häkeln nach indianischer Art. Dem ersten, ihrem eigenen, folgte als nächstes ein Tipi in Basel. Die Bilanz der Schweizer Gruppe, die es häkelte: „1.300 Plätzli, 1.600 Arbeitsstunden, älteste Strickerin: 95, jüngste Strickerin 9, Rekordstrickerin 1.600 Plätzli, Wolle in km Länge: 52 km, Gewicht Zeltbahn: ca. 20 kg, Stangen: sechs Meter lang, Durchmesser Zelt: 4.5 Meter, Höhe: Zelt Innen: fünf Meter.“ Das dritte Tipi häkelte eine Selbsthilfegruppe in Köln, und das vierte ist seit gestern gleich neben dem Stadtteil- und Gemeindezentrum „Die Esche“ auf dem Hohenhagen zu bewundern. Eindrucksvoll schon von außen, staunenswert von innen. 1.000 Vierecke haben die Mitglieder der Nachbarschaftsgruppe "Treppenhaus und Gartenzaun" aus verschieden farbigen Kunststofffasern gehäkelt,  Ute Lennartz-Lembeck fügte die Einzelteile sodann farblich passend zusammen, und gemeinsam  präsentierten sie gestern das fertige Strickkunstprojekt zum Abschluss des Sommerprogramms "Immer wieder freitags".  

Inzwischen hat die Tipi-Idee auch andere Gruppen begeistert. In Bonn ist ein Tipi in Arbeit, ebenso in Stuttgart (fertig im kommenden Monat) und in Mülheim (im November). „Insgesamt haben an den Tipis rund 1.000 Menschen jeden Alters gearbeitet“, schätzt Ute Lennartz-Lembeck. „Und kein Zelt gleicht dem anderen!“ In Köln habe man das Häkeln etwas lockerer genommen als auf dem Hohenhagen. „Hier waren die Quadrate so gleichmäßig wie nirgendwo sonst!“ Schließlich bedeutete das Tipi-Projekt für die Nachbarschaftsgruppe "Treppenhaus und Gartenzaun" mehr als nur eine Freiheitbeschäftigung – sonst hätten sie sicherlich nicht allein in die zwölf hölzerne Masten, die das Zelt nun tragen, 600 Euro investiert. Das gemeinsam erschaffene Zelt steht für die Frauengruppe für Begriffe wie „Gastfreundschaft“, „Verbundenheit“ und „geschützter Raum“, die im täglichen Leben an Bedeutung zu verlieren scheinen, aber auch für „Mobilität“. Denn ein Tipi ist schnell ab- und anderswo wieder aufgebaut. Die Kunstpädagogin: „Aber je länger das Tipi hier neben dem Gemeindezentrum auf dem Hohenhagen stehen bleibt, desto besser!“ Angst vor Vandalismus hat sie nicht. „Auch die anderen beiden fertigen Tipis nahmen bisher keinen Schaden!“ Das Betreten des Tipis ist jederzeit erwünscht. Die Klappstühle im Inneren werden abends nicht weggeschlossen.

Mit der Tipi-Idee möchte Ute Lennartz-Lembeck (links im Foto oben rechts) „einen ganz persönlichen Moment beim Betrachter schaffen“ durch die meditativ-kreative Art der Herstellung des Zeltes, den Verweisens auf uralte Traditionen, auf die Stabilität eines Gewebes, auf das phantasieanregende Farbenspiel und die unterschiedliche Transparenz der einzelnen Häkelarbeiten. „Von außen sieht man schemenhaft das Innere des Tipis, nachts beleuchtet, nur das Innere. Schaut man im Zelt nach oben, unterstützt durch den Farbverlauf - es ist offen und man kann den Himmel beobachten.“


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