Quantcast
Channel: Waterbölles - Soziales
Viewing all articles
Browse latest Browse all 8921

Papst Franziskus sorgt in Gemeinden für Aufbruchstimmung

$
0
0

Steht die Katholische Kirche für Dogmatismus, Rigorismus und Engstirnigkeit? Die Frage beschäftigte im vergangenen Jahr die Mitglieder der Pfarrgemeinderäte, Kirchenvorstände und Sozialverbände beim traditionellen Jahresempfang des Dekanatsrats der Katholiken im Pfarrzentrum St. Josef an der Menninghauser Straße. Und die Antworten? Ein entschiedenes Nein war damals nicht zu hören, sehr oft dagegen ein “Es sieht danach aus!“ In den Gemeinden gärte es. Und Bernd Hoppe, der Vorsitzende des Pfarrgemeinderates von St. Bonaventura und Heilig Kreuz in Lennep und Lüttringhausen, forderte die Gläubigen auf, „an jeder Stelle, wo Sie Unrecht in unsere Kirche empfinden, aufzustehen und das anzumahnen!“ ("Schreiben Sie den Bischöfen, was Ihnen zuwider läuft!").

Nicht etwa, dass die Remscheider Katholiken der „Amtskirche“ heute weniger kritisch gegenüber stünden. Aber sie gehen hoffnungsvoller, optimistischer mit ihr um, beflügelt vom neuen Papst Franziskus (Jorge Mario Bergolio) in Rom. Rund 120 Gäste, darunter Mitglieder der Katholische Arbeitnehmerschaft Deutschlands, der Katholische Frauengemeinschaft, des Caritasverbandes und des Bund Deutscher Katholischer Jugend sowie Mitarbeiter/innen der pastoralen Dienste im Stadtdekanat Remscheid, konnte Dr. Erwin Bürgel, der Vorsitzende des Dekanatsrats, am vergangenen Donnerstag an gleicher Stelle zum Jahresempfang 2014 begrüßen. Und die Aufbruchstimmung war spürbar.

Verstärkt wurde sie noch durch Dr. Stefan Vesper, Generalsekretär des Zentralkomitees der dt. Katholiken, für seinen Vortrag das Thema „Papst Franziskus – sein Einfluss auf die Entwicklung von Kirche und Gesellschaft“ gewählt hatte. Seit seiner Wahl im März 2013 beeindruckte der Papst durch sein einfaches, allen Menschen zugewandtes Auftreten, das von Gesten der Mitmenschlichkeit geprägt sei. Das hat den Optimismus ins Kirchenvolk zurückgebracht. Da greift der eine nach 20 Jahren erstmals wieder zu einer päpstlichen Enzyklika (Volker Beckmann, Vorsitzender der Ökumenischen Initiative Lüttringhausen), und der andere fragt sich angesichts der Forderung von Papst Franziskus, sich den Armen in der Gesellschaft mehr zuzuwenden, sich generell gesellschaftlich und politisch häufiger zu Wort melden, ob „sein“ Verband in allen sozialen Bereichen tatsächlich gut aufgestellt sei (Werner Fußwinkel, Caritasdirektor). Engagierten Christen gebe der neue Papst Rückenwind, in dem er die Redefreiheit in der Kirche betone, sagte Dr. Stefan Vesper. Franziskus habe einen klaren Blick auf die Lebenswirklichkeit der Menschen. Engagierte Katholiken in den Gemeinden fühlten sich von ihm verstanden; das mache ihnen Mut.

Und das gibt auch dem ökumenischen Gedanken in Remscheid neuen Auftrieb. Aber auch Einwanderer muslimischen Glaubens sollten die beiden christlichen Kirchen mit Zuneigung und Achtung entgegentreten, betonte Stadtdechant Thomas Kaster – nicht zum ersten Mal. Nach ähnlichen Äußerungen in der Öffentlichkeit sahen sich Kaster und der evangelische Superintendent Hartmut Demski auf „einschlägigen“ Internetseiten wüsten Schmähungen und Verunglimpfungen ausgesetzt. Doch beide lassen sich davon nicht beirren. Sie werden dabei sein, wenn die muslimische DiTib-Gemeinde am morgigen Sonntag um 13.30 Uhr an der Weststraße den Grundstein legt für ihre neue Moschee. „Das Recht auf Religion ist nicht verhandelbar“, betonte Kaster beim Dekanatsempfang am Donnerstag und bekam dafür langanhaltenden Beifall. Der Bau der Moschee habe „den braunen Sumpf in Wallung gebracht“, kritisierte Monsignore Kaster. Um ein deutliches Zeichen für ein partnerschaftliches Zusammenleben zu setzen, sollten die Remscheider gleich welchen Glaubens zahlreich an der morgigen Grundsteinlegung teilnehmen.


Viewing all articles
Browse latest Browse all 8921