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Wunsch nach einem „Dauerwohnheim“ unerfüllt

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Sandra Engelberg und Ute Schlichting. Foto: Lothar Kaiser

„Wir betreuen pro Jahr etwa 255 Männer und 45 Frauen“, sagte Ute Schlichting, Leiterin des Fachbereichs "Wohnungsnotfallhilfen“ bei der Caritas Remscheid,  als sie der lokalen Presse im März 2009 ihren Jahresbericht 2008 erläuterte. Am Personalbestand des Fachbereichs hat sich seitdem nichts geändert –zwei Dipl.-Sozialarbeiterinnen arbeiten in Vollzeit, eine Bankkauffrau für den Bereich Verwaltung auf einer Halbtagsstelle – wohl aber die Zahl der Wohnungs- und Ratsuchenden: Sie lag im vergangenen Jahr bei 545, 433 Männer und 112 Frauen. „Früher hieß es, ‚Wohnungslosigkeit ist männlich‘. Aber inzwischen haben die Frauen aufgeholt“, sagte Ute Schlichting gestern bei der Vorstellung des Jahresberichts 2016. Verändert hat sich auch die Altersstruktur der Klienten. Waren es früher zumeist Männer ab 45, suchten im vergangenen Jahr auch 64 junge Leute zwischen 18 und 21 Jahren Hilfe und 112 junge Erwachsene zwischen 22 und 27 Jahren. Von den 294 Deutschen, die zur Schüttendelle kamen, hatten 2016 49 einen Migrationshintergrund. Die Zahl der Ausländer/innen verdoppelte sich gegenüber 2015 auf 194. 408 Erstkontakte verzeichneten die Sozialarbeiterinnen aufgrund von Wohnungslosigkeit und weitere 21 aufgrund drohender Wohnungslosigkeit (zum Vergleich die Zahlen aus 2015: 230 / 14). Der Anstieg ist auch hier unübersehbar! Bei dem Bedarf an Treuhandkontos ebenfalls. 2015 waren es 39, im vergangenen Jahr 61.

Der Caritasverband Remscheid e.V. ist seit 1981 in der Wohnungslosenhilfe tätig. Die Fachberatungsstelle für alleinstehende Menschen in Remscheid (§67 SGB XII) ging im Jahre 2000 aus dem „Betreuungs- und Beratungsdienst für (ehemals) obdachlose Familien“ hervor. Von der Kronprinzenstraße zog die Beratungsstelle im September 2007 in neu gestalteten Räumlichkeiten in der Schüttendelle 40 / Grunerstraße 7 um, wo sie auch ein Tagescafé betreibt. Dort gibt der Briefträger jeden Werktag einen Stapel Briefe ab, der selten kleiner ist als 16 Zentimeter. Denn viele Wohnungslose, die in Remscheid mal hier, mal da übernachten („Bei Freunden tingeln“, sagt Ute Schlichting) nutzen das Angebot, gegenüber Behörden das Tagescafé als ihre Postanschrift angeben zu können. Diese ist Voraussetzung zum Bezug von Transferleistungen. Ohne Adresse kein Geld!

Künftig Newsletter

Der Caritas-Verband Remscheid möchte zukünftig noch zeitnaher über seine Aktivitäten informieren. Daher wurde ein Infobrief, in dem künftig über durchgeführte Maßnahmen, neue Projekte, sozialpolitische Themen etc. informiert werden soll. Den ersten Newsletter finden Sie über diesen Link. Wer auch die künftigen Newsletter pe E-Mail erhalten möchte, kann sich über E-Mail neues@caritasverbandremscheid.de">neues@caritasverbandremscheid.de einfach und unkompliziert in den Verteiler aufnehmen lassen.

Das Tagescafé ist täglich geöffnet (Mo – Fr 8 – 14 Uhr / Sa, So, feiertags 8 – 12 Uhr) und wird täglich von ca. 20 bis 25 Menschen besucht. hat sich besonders für sozial benachteiligte Menschen zu einem Treffpunkt zur Pflege sozialer Kontakte entwickelt, denn es bietet

  • Aufenthalt in ansprechenden, freundlichen Räumlichkeiten
  • Möglichkeit der Körper-/Wäschepflege
  • tägliches kostenfreies Frühstück (für viele Besucher die einzige Mahlzeit des Tages)
  • aktuelle Tageszeitungen, Gesellschaftsspiele, Musik, Freizeitaktivitäten
  • zwei  kostenfreie Internetzugänge.

Darüber hinaus bietet der Caritasverband über den Fachdienst auch weitergehende Hilfen an:

  • Das Ambulant Betreute Wohnen nach § 67 SGB XII (seit Herbst 2014) für Menschen, die in selbst angemietetem Wohnraum oder in einem mietähnlichen Verhältnis leben. Se sollen befähigt werden, eine weitgehend eigenständige und eigenverantwortliche Lebens- und Haushaltsführung im eigenen Wohnraum aufzubauen bzw. zu stabilisieren. Finanziert wird dieses Hilfeangebot über Antragstellung beim Landschaftsverband Rheinland.
  • Das Ambulant Betreute Wohnen für alkoholkranke Menschen nach § 53 SGB XII richtet sich an suchtkranke Menschen, die aktuell Alkohol und/oder Medikamente missbräuchlich konsumieren – und dies zum Teil schon über mehrere Jahre, und deren Suchterkrankung den Status einer Behinderung erreicht hat. Bei der Hilfe handelt es sich um eine Eingliederungshilfe für körperlich, geistig und seelisch wesentlich behinderte Menschen. Auch dieses Angebot wird über den Landschaftsverband Rheinland nach Antragstellung finanziert. Für das Ambulant Betreute Wohnen sind derzeit drei weitere Sozialarbeiter/innen in Teilzeit im Fachdienst beschäftigt.

Für  chronisch mehrfach  geschädigte ältere Männer, die nie mehr in der Lage sein werden,  selbständig in einer eigenen Wohnung zu leben und auf Grund  ihrer Lebensbiographie in den vorhandenen Einrichtungen im  Stadtgebiet nicht adäquat versorgt werden können, wünschte sich Ute Schlichting schon 2009 ein „Dauerwohnheim“. Denn das könnte diesen  Menschen erlauben, ihre oftmals jahrzehntelang erworbenen „Gewohnheiten“ in einer menschenwürdigen Umgebung beizubehalten. Ein Wunsch, der bislang nicht in Erfüllung ging!

„Jugendberufsagentur Remscheid geht an den Start“, titelte der Waterbölles am 25. April. Die neue Einrichtung - betrieben von Arbeitsagentur, Jobcenter und Stadt Remscheid – will sich gezielt um die jungen Menschen unter 25 Jahren kümmern, die in Remscheid arbeitslos gemeldet sind. Im März waren es 516. Und die Vermutung liegt nahe, dass darunter auch einige sind, die zu den Klienten des Fachbereichs "Wohnungsnotfallhilfen“ der Caritas gehören. Caritas-Vorstand Sandra Engelberg und Ute Schlichting betonten gestern, es sei notwendig, Teil dieses neuen Netzwerkes zu werden, das da frisch geknüpft worden sei. Schlichting untermauerte das mit drei Zahlen: „2010 gab es in Deutschland 248.000 Wohnungslose. 2016 waren es 335.000 und für 2018 sind 536.000 prognostiziert!“


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