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Antrag auf „Fairtrade Town“ nichts mehr im Wege

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Auf Beschluss des Rates der Stadt vom 17. Februar 2011 trat die Stadt Remscheid der Kampagne „Fairtrade Towns“ bei. Seitdem wird bei allen Sitzungen des Rates und seiner Ausschüsse sowie bei Veranstaltungen, die durch das Büro des Oberbürgermeisters organisiert werden, Kaffee und eventuell ein weiteres Produkt (Getränk, Nahrungsmittel) aus fairem Handel verwendet. Damit sollte ein Zeichen gesetzt werden „für faire Arbeits- und Lebensbedingungen vor allem in den Ländern des Südens“. Aber damit nicht genug: Remscheid strebt auch den Titel „Fairtrade Stadt“ an. Seit Anfang 2009 können sich auch in Deutschland Kommunen der weltweiten Kampagne „Fairtrade Towns“ anschließen, und bis Oktober 2010 hatten sich auch bereits 26 Städte, Gemeinden und Landkreise erfolgreich zertifizieren lassen. Inzwischen sind es weit mehr, und auch Wuppertal und Wermelskirchen gehören dazu. Solingen und Remscheid möchten gerne folgen. Aber während alle übrigen Kriterien schon bald erfüllt waren, blieb die Beteiligung heimischer Gastwirte in Remscheid lange Zeit „die Baustelle“, wie Volker Beckmann und Johannes Haun, Vorsitzender bzw. stellv. Vorsitzender der Ökumenischen Initiative Lüttringhausen gestern bei einer Pressekonferenz im F(l)air-Weltladen in Lüttringhausen einräumten. Jetzt aber sei man soweit: Die Mindestzahl der Gastronomen (elf), die jeweils mindestens zwei Produkte aus fairem Handel anbieten, ist inzwischen mit 20 deutlich überschritten. Nun besteht Sicherheit, nicht nur das erste Zertifizierungsverfahren erfolgreich zu durchlaufen, sondern in zwei Jahren auch das nächstfolgende.

Um den Titel „Fairtrade Stadt“ zu bekommen, hatte sich die Stadt Remscheid verpflichtet, eine Kontaktperson Steuerungsgruppe „Fair-Trade-Town Remscheid“ zu entsenden, das Angebot gesiegelter Produkte des Fairen Handels in den lokalen Einzelhandelsgeschäften und das Angebot von Fairtrade-Produkten in der Gastronomie zu unterstützen und die Verwendung von Fairtrade-Produkten in öffentlichen Einrichtungen wie Schulen, Vereinen und Kirchen und die Durchführung von Bildungsaktivitäten zum Thema „Fairer Handel“ anzuregen.

Die Kontaktperson in der Steuerungsgruppe ist Elke Ellenbeck vom Umweltamt. Den Vorsitz dort führt Karoline Lorenz, „Promotorin Bergisches Land“ beim „Forum für soziale Innovation gGmbH“ (FSI) in Solingen. Das FSI gehört zum „Eine Welt Netz NRW“. Der Dachverband entwicklungspolitischer Vereine in NRW pflegt Kontakte zu Akteuren im Bereich „Fairer Handel“. Dem hat sich die Ökumenische Initiative Lüttringhausen als Träger des Flair-Weltladens schon lange verschrieben. Der bietet nicht nur viele fair gehandelte Produkte zum Kauf an (auch Weine), sondern versteht sich auch als Koordinator für Fairen Handel. Dieser soll benachteiligten Produzentenfamilien in Afrika, Asien und Lateinamerika ein bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen ermöglichen. Und dafür wird beispielsweise der direkte Kontakt gepflegt zu einer Frauen-Kooperative in Honduras.

An verschiedenen Remscheider Supermärkten sind faire Produkte zu haben, und der  F(l)air-Weltladen seinerseits unterhält Verkaufsstellen im Bistro des Kaufhauses Remscheid, dem des „Lindenhofs“ und im „Backhaus“ der Augusta Hardt Horizonte gGmbH in Lennep. Dass sich auch die Zivilgesellschaft für fairen Handel engagiert, ist ein weiteres Kriterium für die Lizensierung. Hier konnte Johannes Haun gestern auf verschiedene kirchliche Institutionen verweisen und auf das Röntgen-Gymnasium als Fairtrade-Schule seit September 2014. Die Schülerinnen und Schüler der Arbeitsgemeinschaft „Fairtrade“ hatten es geschafft, alle Kriterien für das Fairtrade-Siegel zu erfüllen. In der Mensa wird fairer Kaffee ausgeschenkt und faire Schokolade verkauft, und im in Erdkunde- und Politik-Unterricht wird der faire Handel diskutiert. (Zwei weitere Remscheider Schulen haben sich inzwischen für das Siegel beworben)

Nachdem nun alle Voraussetzungen erfüllt seien, geht Volker Beckmann davon  aus, dass die Lenkungsgruppe bei ihrem nächsten Treffen in zwei Wochen den offiziellen Lizenz-Antrag beschließen wird. Der geht dann an Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz zur Unterschrift und danach weiter an den „TransFair e.V.“ in Köln. Nach einer positiven Prüfung der Bewerbung durch das Prüfungskomitee kann Remscheid dann den Titel "Fairtrade-Town" im Rahmen einer Auszeichnungsfeier erhalten. Und dafür bietet sich, so Beckmann gestern weiter, der September an. Denn für den 9. bis 30. September plant der Caritasverband Remscheid e. V. im Rahmen der Kampagne „Weltbaustellen-NRW“ des Eine-Welt-Netz e. V. unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Mast-Weisz, das Café „Miro“ an der Scharffstraße zur “Weltbaustelle ”zu machen. Dafür wird der Remscheider Street-Art-Künstler René Schneider zusammen mit dem südafrikanischen Künstler Kevin Schiffer (Johannesburg) auf der gegenüber dem Theater liegenden Wand des städtischen Hauses, in dem sich das „Miro“ befindet, ein großes Bild gestalten, das die Ziele einer weltweit nachhaltigen Entwicklung ins Bewusstsein der Bürger rücken soll. Die Kampagne wird gefördert vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, der Stiftung Umwelt und Entwicklung NRW und von Misereor. Am 9. September soll die Kunstaktion starten. Dazu werden auch diverse Informationen über das Thema „Nachhaltigkeit“ gehören, etwa an einem Infostand in Form eines Bauwagens. Vorgesehen ist auch ein Gastspiel der Theatergruppe „Berliner Compagnie“ mit dem Stück „so heiss gegessen wie gekocht“, das sich mit Klimaschutz befasst.


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