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Junge Waldgenossenschaft erwartet Experten aus aller Welt

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Gestern in der Stadtsparkasse: Generalversammlung der Waldgenossenschaft Remscheid. Foto: Lothar Kaiser

Markus Wolff. Foto: Lothar Kaiser

„Für jeden Bürger ein Stück vom Deutschen Wald“, überschrieb der Waterbölles am 14. März eine Pressemitteilung der Waldgenossenschaft Remscheid, die an diesem Tag gegründet worden war. Ins Genossenschaftsregister beim Amtsgericht Wuppertal wurde die Waldgenossenschaft Remscheid eG am 24. Mai eingetragen. Und zur ersten Generalversammlung kamen gestern Nachmittag etwa 40 „Waldgenossen“ und Interessenten in den Konferenzraum der Stadtsparkasse an der  Alleestraße. Die Stadtsparkasse, die daran denkt, der Waldgenossenschaft Waldparzellen aus einer Insolvenz zu übertragen und die selbst Mitglied geworden ist (stellvertretender Vorsitzender ist Abteilungsdirektor Martin Winkler) hat die Vermarktung der Genossenschaftsanteile übernommen. Mitglied kann jede Bürgerin und jeder Bürger werden, die / der mindestens einen Anteilschein über 500 Euro zeichnet (gerne mehr). Unabhängig von der Zahl seiner Anteile verfügt jedes Mitglied in der in der jährlichen Generalversammlung nur über eine Stimme.

In der gestrigen Generalversammlung standen keine wichtigen Entscheidungen an. Vorsitzender Markus Wolff, Geschäftsführer des Forstverbandes Remscheid und Leiter des städtischen Firstamtes, gab einen Überblick über die bisherige, überraschend gute Entwicklung der Genossenschaft: Am Ende des zweiten Geschäftsjahres habe der Vorstand mit 170 verkauften Anteilen, 80 Mitgliedern und einen Geschäftsguthaben von 84.000 Euro gerechnet. All dies werde mit Sicherheit weit übertroffen werden. Denn schon innerhalb der ersten sechs Monate seien 70 Personen der Genossenschaft beigetreten und hätten 175 Anteile erworben. Das gegenwärtige Geschäftsguthaben gab Wolff mit 95.500 Euro an. Das Land NRW hat die Einbringung von Remscheider Splitterstaatswaldparzellen und Fiskus-Erbschaften in die Genossenschaft ins Auge gefasst.

Die erste Waldparzelle ist bereits im Besitz der Genossenschaft: 6.500 Quadratmeter wurden im Morsbachtal erworben. Weitere Notartermine zur Waldakquise stehen in kürze an. Die 700 Mitglieder des Forstverbandes Remscheid haben inzwischen einen Brief erhalten mit dem Angebot, kleinere, einzeln unrentable Waldstücke an die Genossenschaft zu verkaufen. Markus Wolff: „70 Besitzer von insgesamt 80 Parzellen haben inzwischen ihr Interesse angemeldet!“ Die Parzellen haben eine Gesamtgröße von ca. 30 ha. In den nächsten Wochen sollen die Angebote sukzessive abgearbeitet werden. Mit großen Verkaufserlösen können de Besitzer allerdings nicht rechnen; Wald bleibt in der Regel Wald und wird so schnell kein Bauland. Die Genossenschaft zahlt deshalb auf der Grundlage von Gutachterangaben pro Quadratmeter Waldboden auch nur um die 50 Cent plus durchschnittlich 70 Cent für den Baumbestand (abhängig von dessen Alter und Qualität).

International bekannt werden dürfte die junge Waldgenossenschaft Ende dieses Monats: Vom 23.bis zum 25. September ist sie zusammen mit dem NRW-Umweltministerium und der Universität Göttingen Veranstalter (und Gastgeber) einer hochkarätig besetzten forstwissenschaftlichen Fachtagung (auf Englisch) zum Thema „Gemeinschaftswälder  / Community Forests“. Dazu werden in Remscheid ca. 70 (Forst-)Wissenschaftler/innen aus aller Welt erwartet. Getagt wird in der Lenneper Klosterkirche. Die Idee der „Community-Forstwirtschaft“ ist nicht neu; entwickelt wurde sie in den 1970er Jahren. Forscher und politische Entscheidungsträger erkannten damals, dass herkömmliche zentralisierte Management-Praktiken nicht der richtige Ansatz für die Bekämpfung von Umweltproblemen sind und die Menschen vor Ort in den Umweltschutz eingebunden werden müssen. Diverse Programme sind seitdem auf allen Kontinenten ungesetzt worden, teilweise mit beachtlichem Erfolg. Ziel der Waldgenossenschaft Remscheid ist es, mit dem von den Genossenschaftsmitgliedern zur Verfügung gestellten Kapital private und ggf. auch öffentliche Waldflächen aufzukaufen und diesen Wald als echten Bürgerwald multifunktional und - für alle nutzbar -  nach einheitlichen, ökologisch ausgerichteten Kriterien naturgemäß zu bewirtschaften.


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