In den Bemühungen um Inklusion ist Remscheid nach Ansicht der SPD auf einem sehr guten Weg. Wir liegen mit unserer Quote von 43,9 Prozent deutlich über dem Landesdurchschnitt, der bei rund 30 Prozent liegt, lobte Fraktionsvorsitzender Sven Wolf (MdL) nach der jüngsten Sitzung des Schulausschusses den aktuellen Sachstandsbericht des Fachdienstes Schule und Bildung zum gemeinsamen Lernen an Remscheider Schulen. Für alle im Schuljahr zu erwartenden Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf, die für Gemeinsames Lernen in Regelschulen in Frage kommen, seien ausreichend Plätze vorhanden.
Als erste Schule in Remscheid wagte sich 1993 die Grundschule Eisernstein an das Gemeinsame Lernen heran. Inzwischen bieten in Remscheid neun Grundschulen (Adolf Clarenbach, Am Stadtpark, Dörpfeld, Eisernstein, Hackenberg, Hasenberg, Mannesmann, Steinberg und Reinshagen) Gemeinsamen Unterricht an, ferner sieben weiterführende Schulen (Albert-Einstein-Gesamtschule, Albert-Schweitzer-Realschule, Hauptschule Hackenberg, Gertrud-Bäumer- und Leibniz-Gymnasium, Nelson-Mandela-Sekundarschule sowie Sophie-Scholl-Gesamtschule). Die Förderschulen Hilde Heinemann, Heinrich Naumann und Karl Kind stehen nicht zur Disposition. Sozialdezernent Thomas Neuhaus (Foto rechts) im Schulausschuss: Thomas Neuhaus: Die Förderschulen bleiben Teil der Inklusion!" Aus pädagogischen Gründen, wohl aber auch, weil das vom Land NRW zugewiesene Budget keinen weiteren Ausbau zulässt.
Insgesamt werden gegenwärtig in Remscheid 727 Kinder mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf unterrichtet. Davon besuchen 408 Schülerinnen und Schüler die drei Förderschulen und 319 allgemeine Schulen. Im Schuljahr 2015/2016 steht der Wechsel von 49 Förderschülern an eine weiterführende Schule an, die meisten davon mit den Förderschwerpunkten Lernen (24) bzw. emotionale und soziale Entwicklung (18).
Die Quantität ist das eine, die Qualität das andere. Die eine steht fest, die andere müsste erst noch abgefragt werden. Im Jugendhilfeausschuss hatte Karl-Richard Ponsar, der Vorsitzende des Deutschen Kinderschutzbund e.V., Ortsverein Remscheid, im Februar die vorgelegten quantitativen Zahlen kritisch hinterfragt: Ein "schon viele untergebracht reiche nicht, meinte er. Was heißt das denn qualitativ. Was passiert in den Integrativen Klassen eigentlich konkret?
Jeder Lehrer müsse in der Lage sein, sich den neuen Herausforderungen zu stellen, betont die für den Grundschulbereich zuständige Schulrätin Brigitte Dörpinghaus. Eine zurückhaltende Beschreibung für Qualifizierungsbedarf? Im Schulausschuss wurde in der vergangenen Woche deutlich, dass sich manche Lehrer beim Gemeinsamen Unterricht überfordert fühlen. Und dass neben pädagogischen auch bauliche und organisatorische Herausforderungen auf die Stadt und speziell die Schulen zukommen. Von schwierigen Bedingungen in den Schulen sprach etwa Alfons Lück-Lilienbeck, der Leiter der Albert-Einstein-Gesamtschule. Manche von den Förderschulen abgeordnete Sonderpädagogen stünden im Gemeinsamen Unterricht nur zeitweise zur Verfügung.
Die Ausstattung mit Sonderpädagogen in den Remscheider Schulen, in denen Gemeinsamer Unterricht stattfinde, sei wirklich nicht schlecht, entgegnete Schulrätin Dörpinghaus. Aufgabe der Sonderpädagogen sei es, die Grundschullehrer dadurch zu unterstützen, dass sie für Jungen und Mädchen mit Förderbedarf individuelle Unterrichtspläne erstellen. Aber da die Sonderpädagogen zumeist mehrere Klassen zu betreuen haben, - das werde sich auch nach ihrer festen Versetzung aus den Förderschulen nicht ändern - blieben die Grundschullehrer im Unterricht für alle Schüler/innen einer Klasse verantwortlich, so Dörpinghaus.
Thomas Kase, Sprecher der SPD im Schulausschuss: Wir sehen uns in unserer Auffassung bestätigt, dass Inklusion nur in kleinen Schritten erfolgen kann. So erwarten wir von der Verwaltung einen mittelfristigen Inklusionsplan für die Kommune. Da das Thema sämtliche gesellschaftlichen Bereiche z.B. auch Sport, Jugendhilfe oder das Gesundheitswesen - betrifft, muss der Plan in mehreren Teilschritten umgesetzt werden. Der Schulausschuss stimmte der SPD-Forderung zu, die Verwaltung möge mittelfristig und in mehreren Teilschritten einen Inklusionsplan für die Kommune erstellen und hierzu eine Projektgruppe Inklusion bilden. Nicht anschließen konnten sich die anderen Fraktionen der dritten Forderung der SPD, kurzfristig einen Inklusionsplan für den Schulbereich zu erarbeiten, weil hier dringender Handlungsbedarf bestehe. Auf einen katastrophalen Markt für Sonderpädagogen hatte in der Sitzung des Schulausschusses Brigitte Neff-Wetzel von den Linken hingewiesen.
In einer Pressekonferenz am Tag nach der Sitzung des Schulausschusses nahm Sozialdezernent Thomas Neuhaus Bedenken und Kritik gelassen. Nachdem Remscheid in Sachen Inklusion schon so viel erreicht haben, dürfe der Status Quo ruhig auch mal kritisch beleuchtet werden. In der Sitzung hatte Jörg Bergmann, Leiter der Albert-Schweitzer-Realschule, die Forderung nach einer wissenschaftlichen Untersuchung (Evaluation) des Gemeinsamen Lernens an Remscheider Schulen unterstützt. Das Ergebnis interessiere nicht nur die Eltern von Förderschülern.
Aufgabe des städtischen Fachdienst Schule und Bildung wird es sein, die Schulen, sofern erforderlich, auch räumlich auf Gemeinsamen Unterricht vorzubereiten bzw. auszubauen. Bedarf sieht Fachdienstleiter hier in den Schulzentren Hackenberg und Klausen in puncto Barrierefreiheit.
Auf eine Anfrage der Linken, wie viele Schülerinnen und Schüler mit Förderbedarf in Remscheid Anspruch auf eine/n Inklusionshelfer/in haben, antwortete die Verwaltung im Schulausschuss: Zum 31. Dezember .2014 erhielten 59 Schülerinnen und Schüler ... Leistungen zur angemessenen Schulbildung in Form der Unterstützung eines Integrationshelfers während des Schulbesuchs. Von den 59 Förderschüler/innen besuchen vier eine Offene Ganztagsschule, ebenfalls mit ungeschmälerter Unterstützung eines Integrationshelfers. Mit den eingesetzten Integrationshelfern haben man den Bedarf decken können, teilte die Verwaltung weiter mit. Auch qualitativ?, wollte die Fraktion der Linken wissen. Antwort: Die Leistung wird von ambulanten Diensten aus Remscheid und aus Wuppertal erbracht. Das bei den Anbietern zur Verfügung stehende Personal ist im geschilderten Umfang ausreichend. In Remscheid stellen Integrationshelfer die folgenden Freien Träger bereit: Deutsches Rotes Kreuz, gemeinsam statt einsam e.V. und Die Verlässliche e.V.