Pressemitteilung der Stadt Remscheid
Mit einem persönlichen Schreiben hat sich Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz
an den Vorsitzenden der Jüdischen Kultusgemeinde, Leonid Goldberg, gewandt, um
der jüdischen Kultusgemeinde die Solidarität der Remscheiderinnen und
Remscheider nach dem Brandschlag in der zurückliegenden Nacht zu versichern. Das
Schreiben hat folgenden Wortlaut:
Sehr geehrter Herr Vorsitzender Goldberg, am frühen Morgen des heutigen
Tages wurde ein feiger Brandanschlag auf die Bergische Synagoge verübt. Ich bin
fassungslos, weil sich die Tat gegen das friedliche Miteinander der Menschen
unterschiedlicher Religionen und Herkunft richtet.
Religiöse Toleranz ist Ausdruck einer weltoffenen und vielfältigen Bergischen
Region, deshalb richtet sich die Tat gegen alle Menschen in unserer Region. Ich
versichere Ihnen und den Mitgliedern Ihrer Gemeinde die Solidarität der
Remscheiderinnen und Remscheider, des Stadtrates und der Stadtverwaltung.
Die Bergische Synagoge ist ein Symbol für das Wiedererstarken jüdischen
Glaubens und Lebens in unserem Land. Bundespräsident Johannes Rau erinnerte
daran bei einer Gedenkveranstaltung von B'nai B'rith in Montevideo im November
2003 mit bewegenden persönlichen Worten:
Am 8. Dezember 2002 war der Präsident des Staates Israel in meiner
Heimatstadt zu Besuch. Der Anlass war ein doppelter: Die Partnerschaft zwischen
Be'er Scheva und Wuppertal, meiner Heimatstand, bestand fünfundzwanzig Jahre,
und eine neue Synagoge wurde eingeweiht. Ich bin also mit meinem Amtskollegen
vom Rathaus die wenigen Schritte zur Gemarker Kirche gegangen, wo am 31. Mai
1934 die Barmer Erklärung verabschiedet wurde. Das ist die Erklärung, mit der
die Bekennende Kirche den Nationalsozialismus verurteilte. Wir sind dann zur
Bergischen Synagoge auf demselben Grundstück gegangen und haben dort am Festakt
teilgenommen. Dabei wurden zwei Thorarollen übergeben. Die eine hatte eine
lange Reise hinter sich, auch durch die Geschichte. Sie stammte nämlich aus
Wuppertal, sie wurde im Krieg nach England gebracht und von dort nach
Düsseldorf. Die andere Thorarolle stammt aus Wuppertals israelischer
Partnerstadt Be'er Scheva. Für alle, die dabei waren, bleibt dieser Tag unvergesslich.
David Ben Gurion hat den Satz gesagt, den wir alle kennen und den wir immer
wieder sagen: Wer nicht an Wunder glaubt, der ist kein Realist. Aber ob
selbst er daran geglaubt hätte, dass ein israelischer Staatspräsident einmal in
einer deutschen Stadt eine Synagoge gemeinsam mit dem deutschen
Bundespräsidenten einweihen würde?
Deshalb gilt es alles dafür zu tun, dieses Wunder gemeinsam im Bergischen
Land zu bewahren und es vor Angriffen zu schützen. Auch deshalb ist es mir ein
Herzensanliegen, diese Zeilen heute an Sie zu schreiben.
Mit herzlichen Grüßen
Burkhard Mast-Weisz