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Der erste Iftar-Empfang in der Geschichte der Stadt

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Vom 28. Juni bis zum 27. Juli begehen die Muslime auf der ganzen Welt den Fastenmonat Ramadan. Mit Einbruch der Dunkelheit treffen sie sich in ihren Familien, bei Nachbarn oder in der Moschee, um bei einem gemeinsamen Essen ein wenig zu feiern und die Gemeinschaft zu genießen. So lud beispielsweise der "Türkische Kultur- und Sportzentrum" deutsche Mitbürgerinnen und Mitbürger in den vergangenen Wochen zu seinem täglichen abendlichen Fastenbrechen ("Iftar") in sein Vereinszentrum an der Freiheitstraße ein. Und zum ersten „Iftar“-Empfang in der Geschichte der Stadt Remscheid, bei dem die Stadt selbst der Gastgeber war, konnte Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz gestern Abend im Großen Sitzungssaal des Rathauses mehr als fünfzig Vertreter der örtlichen türkischen Moscheevereine und Migrantenhilfsorganisationen begrüßen. „Für viele muslimische Familien ist das Fest des Fastenbrechens einer der Höhepunkte des Jahres. Viele Religionen kennen den Brauch des Fastens. Für gläubige Menschen ist die Fastenzeit eine Zeit des Verzichts und der Rückbesinnung auf das, was wesentlich für das eigene Leben ist“, hatte in seiner schriftlichen Einladung gestanden. „Diese Besinnung braucht jeder Einzelne; aber auch unsere Gesellschaft als Ganze tut gut daran, immer wieder neu über ihre Grundlagen nachzudenken: Was macht ein gutes Miteinander von Menschen mit unterschiedlichen kulturellen Wurzeln aus? Was sind unsere gemeinsamen Werte? Wie wollen wir leben? Welche Welt wollen wir unseren Kindern hinterlassen? Immer mehr Menschen erkennen, wie wichtig es ist, gemeinsam nach Antworten auf diese Zukunftsfragen zu suchen.“

Imam Mustafa Guz beim Eintrag ins Goldene Buch der Stadt. Foto: Lothar KaiserDie Muslime in unserer Stadt und ihre Gemeinden seien eingeladen, sich an diesem Dialog zu beteiligen und den Weg eines solidarischen Miteinanders zu gehen, so der Oberbürgermeister. Auf seine Bitte hin trugen sich alle Gäste ins Goldene Buch der Stadt ein, als einer der ersten Mustafa Oguz (Foto rechts), der Imam / Vorbeter der DITIB-Gemeinde, die an der Weststraße Remscheids erste Minarett-Moschee baut. Mustafa Oguz sprach auch das Gebet vor dem gemeinsamen Essen, das pünktlich nach Sonnenuntergang begann.

Bürgermeister Lothar Krebs, Bezirksbürgermeister Otto Mähler und Sven Wolf (MdL) vertraten gestern Abend die SPD, Beatrice Schlieper und Jutta Velte (MdL) die Grünen, Waltraud Bodenstedt vertrat die Wählergemeinschaft W.i.R., Fritz Beinersdorf die Linken und Superintendent Hartmut Demski die evangelische Kirche. CDU, FDP und ProNRW waren ebenfalls eingeladen worden, entsandten aber keine Vertreter. Das Ausbleiben der rechtsradikalen ProNRW verwunderte niemanden, und der FDP - bei der jüngsten Kommunalwahl stark geschrumpft - wurde die Urlaubszeit zugutegehalten. Aber dass die große Fraktion der CDU kein einziges ihrer 19 Ratsmitglieder entsandt hatte, löste bei einigen Anwesenden doch Irritationen aus.

„Ich freue mich darüber, dass das Fest des Fastenbrechens in unserer Stadt immer mehr zu einem selbstverständlichen Teil des Lebens wird, das nicht nur von muslimischen Bürgern wahrgenommen wird. Ich weiß und ich finde es gut, dass es in vielen Familien, Nachbarschaften, in Institutionen und Vereinen gemeinsame Iftar-Essen gibt, zu denen auch Nicht-Muslime eingeladen werden“, sagte Mast-Weisz in seiner Begrüßung. „Im gemeinsamen Fastenbrechen drückt sich gemeinsame Lebensfreude aus. Wir Menschen sind verschieden: wir glauben unterschiedlich, wir leben unterschiedlich, wir haben unterschiedliche Bräuche und Riten. Aber wir können miteinander auskommen, wir können einander respektieren, einander schätzen und voneinander lernen. Daran glaube ich und dafür werde ich mich auch nach besten Kräften in meinem neuen Amt als Oberbürgermeister unserer Stadt einsetzen. Dieses Rathaus ist ein Haus für alle Menschen und für alle Religionen unserer Stadt!“

In allen Religionen gebe es Zeiten und Übungen, die auf das Wesentliche des Lebens aufmerksam machten, indem sie den normalen Alltag unterbrächen und veränderten. Das Überflüssige, das Unwesentliche, das Zerstreuende oder auch das nur Bequeme solle für eine Weile abgelegt werden, um zum Kern und zum Eigentlichen des Lebens zu finden. „Wir alle brauchen Zeiten der Besinnung, die uns neu orientieren, die uns das Verhältnis neu klären lassen, das wir zu uns selbst haben, zum anderen und zu Gott. Wir merken: wenn diese Verhältnisse neu ausgerichtet werden, wenn sie stimmen, gelingt unser Leben besser.“ Und: Das Miteinander in „der einen Gesellschaft, in der wir leben“ erfordere Engagement und Mühe, guten Willen und die Offenheit eines jeden einzelnen, fuhr Burkhard Mast-Weisz fort. „Wir brauchen nicht trotziges Beharren auf Trennendem, sondern Schritte aufeinander zu. Viele haben sich auf den Weg des Aufeinanderzugehens gemacht. Darüber freue ich mich!“


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