
Um die Kosten gering zu halten, sollte am besten einen Schlüsseldienst vor Ort den Auftrag erhalten, dessen genaue Anschrift bekannt und dessen Angebot marktüblich ist. Bei einer zugefallenen Türe wären das werktags beispielsweise 75 bis 100 Euro. Als unseriös sind solche Schlüsselnotdienste einzustufen, die mehrere hundert Euro fürs Türöffnen verlangen oder am Telefon gar keinen Preis nennen wollen. Und auf keinen Fall sollten Firmen einen Auftrag erhalten, die sich im Telefon- oder Branchenbuch durch die Aneinanderreihung des Buchstabens A" an vorderster Stelle einen Vorteil verschaffen wollen. Oft sind solche Dienste trotzörtlicher Telefonnummer gar nicht ortsansässig und haben eine lange (und teure) Anfahrt. (Firmen vor Ort dürfen nur Fahrtkosten innerhalb der Ortsgrenzen berechnen.)
Ist eine Tür bloß zugefallen, muss sie weder aufgebrochen noch das Schloss ausgebaut werden. Beides sei aber häufige Praxis, um die Kosten in die Höhe zu treiben, weiß Lydia Schwertner. Unverschlossene Türen lassen sich in der Regel ohne Beschädigung in zehn bis dreißig Sekunden von einem Fachmann öffnen. Für diese Leistung kann dann kein Fantasiepreis - etwa für einen zweiten Monteur - verlangt werden. Schlüsseldienste dürfen nur die konkrete Arbeitszeit - in der Regel wenige Minuten - und die entstandenen Fahrtkosten in Rechnung stellen. Nur wenn der Notdienst außerhalb der gewöhnlichen Arbeitszeiten anrückt, kommen zur reinen Arbeitszeit Nacht-und Feiertagszuschläge von 25 bis 100 Prozent hinzu. Extras wie Sofortdienstzulage dürfen nicht berechnet, Spezialwerkzeuge nur angerechnet werden, sie auch tatsächlich eingesetzt worden sind! Die Verbraucherberatung kennt (Betrugs-)Fälle, in denen Kunden mehr als 600 Euro für eine einfache Türöffnung abverlangt wurden, nachdem sie auf das Eintreffen des Monteurs anderthalb Stunde hatten warten müssen.
Eigentlich ist es ja eine Selbstverständlichkeit: Eine Rechnung sollte nur dann vollständig bezahlt werden, wenn die Arbeiten korrekt ausgeführt wurden und jede Position einzeln aufgeführt und vereinbart worden ist. Kunden, die eine ungewöhnlich hohe Rechnung bekommen, sollten höchstens eine Anzahlung unter Vorbehalt leisten oder besser die Zahlung verweigern und die Rechnung lieber prüfen lassen. Vorsicht ist geboten, wenn der Preis unverständlich hoch ist und mit der Rechnung keine Beanstandung der Arbeiten und Funktionen und bestätigt werden soll. Die Verbraucherzentrale kennt auch Vordrucke von Schlüsseldiensten, auf denen der Kunde mit seiner Unterschrift die Rechnung in Preis und Inhalt akzeptieren soll. Ist das geschehen, scheitert der spätere Versuch, einen Teil des Rechnungsbetrages zurückzufordern, in den meisten Fällen. Lydia Schwertner rät: Vereinbaren Sie am Telefon vor Zeugen einen gängigen Festpreis!
Bei einer Auseinandersetzung mit dem Mitarbeiters eines Schlüsseldienstes nachts vor der eigenen Wohnungstüre, bei der sich der Kunde genötigt sieht, statt des am Telefon genannten Preis einen weit höheren zu zahlen, sollte er sich nicht scheuen, unter 112 die Polizei anzurufen, sagte gestern Kriminalhauptkommissar Peiseler. Die meisten Bürger wissen dass gar nicht, dass sie in diesem Fall von und Beistand bekommen können! Denn Nötigung ist ein Straftatbestand, ebenso Betrug und Hausfriedensbruch. Mit der Unwissenheit ihrer Kunden spekulieren gerne dubiose Firmen, wenn sie mit verbalem Druck (Dann mach ich die Türe einfach wieder zu!) versuchen, ihren überhöhten Rechnungsbetrag sofort zu kassieren. Dagegen könne der Kunde bei der Polizei Anzeige erstatten. Peiseler: Hierzu ist es wichtig, über die Kontaktdaten des Schlüsseldienstes zu verfügen und den Sachverhalt in allen Einzelheiten - von der Auftragsvergabe bis zur Nötigung - am besten mit Bestätigung durch einen Zeugen zu schildern!
Ein Faltblatt mit einer Checkkarte zu Notfall-Nummern und rechtlichen Rat bei überhöhten Rechnungen gibt es in der Remscheider Beratungsstelle der Verbraucherzentrale NRW, Alleestr 32. Notrufe und Strafanzeigen nimmt die Polizeidienststelle Remscheid telefonisch unter 0202/284-3201 oder 0202/284-0 entgegen. Die aktuelle Kampagne zu Schwarzen Schafen unter den Schlüsseldiensten läuft derzeit landesweit, getragen von der Verbraucherberatung NRW und dem Landeskriminalamtes. Die Beratungsstelle Remscheid hat mit der Polizei Wuppertal schon mehrfach in ähnlicher Weise zusammengearbeitet (Warnung vor Haustürgeschäften, Kaffeefahrten).