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Verbraucherzentrale und Polizei warnen vor teuren Rettern

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Kriminalhauptkommissar Jörg Peiseler und Lydia Schwertner warnen vor dubiosen Schlüsseldiensten. Foto: Lothar KaiserDie Tür fällt ins Schloss, und der Schlüssel steckt von innen - unerreichbar! Das kann jedem passieren, hat aber oftmals teure Konsequenzen. Denn wer dann eilig im Branchen- oder Telefonbuch nachschlägt und den erstbesten Schlüsseldienst alarmiert, der  dort als „Retter in der Not rund um die Uhr“ seine Dienste anbietet, landet wohlmöglich bei einem „Bauernfänger“. Denn eine auffällige Anzeige oder ein vollmundiger Hinweis im Internet sind noch lange kein Garant für eine seriöse und preisgünstige Dienstleistung. „Viele hilfreiche Türöffner leisten zwar rasche Abhilfe, nutzen im Gegenzug jedoch die Notlage der Kunden mit überteuerten Preisen und der Forderung nach Barzahlung schamlos aus", warnt Lydia Schwertner, Leiterin der Verbraucherzentrale NRW in Remscheid. In dieser Notlage helfe nur, die Kosten vor dem telefonischen Auftrag mit anderen Angeboten zu vergleichen und die Rechnung im Zweifel nicht sofort zu bezahlen. „Gibt der vermeintliche Retter in der Not jedoch nicht nach und übt weiterhin massiven Druck aus, sind auch wir bei einem Anruf zur Stelle, um Betroffenen aus dieser misslichen Lage zu befreien", erklärt Jörg Peiseler, Kriminalhauptkommissar im Bereich Kriminalprävention / Opferschutz im Polizeipräsidium in Wuppertal. Den heutigen Weltverbrauchertag am 15. März nutzten Verbraucherzentrale und Polizei gestern, um in einer Pressekonferenz in der Verbraucherberatung an der Alleestraße vor unseriösen Schlüsseldiensten zu warnen, die mit gewieften Dreh schnelle Kasse machen wollen. Ein wichtiger Tipps: Besser eine Liste mit seriösen Notfalldiensten ohne Zeitdruck zusammenstellen, als im Notfall hektisch zu reagieren!

Um die Kosten gering zu halten, sollte am besten einen Schlüsseldienst vor Ort den Auftrag erhalten, dessen genaue Anschrift bekannt und dessen Angebot marktüblich ist. Bei einer zugefallenen Türe wären das werktags beispielsweise 75 bis 100 Euro. Als unseriös sind solche Schlüsselnotdienste einzustufen, die mehrere hundert Euro fürs Türöffnen verlangen oder am Telefon gar keinen Preis nennen wollen. Und auf keinen Fall sollten Firmen einen Auftrag erhalten, die sich im Telefon- oder Branchenbuch durch die Aneinanderreihung des Buchstabens „A" an vorderster Stelle einen Vorteil verschaffen wollen. Oft sind solche Dienste trotzörtlicher Telefonnummer gar nicht ortsansässig und haben eine lange (und teure) Anfahrt. (Firmen vor Ort dürfen nur Fahrtkosten innerhalb der Ortsgrenzen berechnen.)

Ist eine Tür bloß zugefallen, muss sie weder aufgebrochen noch das Schloss ausgebaut werden. Beides sei aber häufige Praxis, um die Kosten in die Höhe zu treiben, weiß Lydia Schwertner. „Unverschlossene Türen lassen sich in der Regel ohne Beschädigung in zehn bis dreißig Sekunden von einem Fachmann öffnen. Für diese Leistung kann dann kein Fantasiepreis - etwa für einen zweiten Monteur - verlangt werden. Schlüsseldienste dürfen nur die konkrete Arbeitszeit - in der Regel wenige Minuten - und die entstandenen Fahrtkosten in Rechnung stellen. Nur wenn der Notdienst außerhalb der gewöhnlichen Arbeitszeiten anrückt, kommen zur reinen Arbeitszeit Nacht-und Feiertagszuschläge von 25 bis 100 Prozent hinzu. Extras wie ‚Sofortdienstzulage‘ dürfen nicht berechnet, ‚Spezialwerkzeuge‘ nur angerechnet werden, sie auch tatsächlich eingesetzt worden sind!“ Die Verbraucherberatung kennt (Betrugs-)Fälle, in denen Kunden mehr als 600 Euro für eine einfache Türöffnung abverlangt wurden, nachdem sie auf das Eintreffen des Monteurs anderthalb Stunde hatten warten müssen.

Eigentlich ist es ja eine Selbstverständlichkeit: Eine Rechnung sollte nur dann vollständig bezahlt werden, wenn die Arbeiten korrekt ausgeführt wurden und jede Position einzeln aufgeführt und vereinbart worden ist. Kunden, die eine ungewöhnlich hohe Rechnung bekommen, sollten höchstens eine Anzahlung unter Vorbehalt leisten oder besser die Zahlung verweigern und die Rechnung lieber prüfen lassen. Vorsicht ist geboten, wenn der Preis unverständlich hoch ist und mit der Rechnung „keine Beanstandung der Arbeiten und Funktionen“ und bestätigt werden soll. Die Verbraucherzentrale kennt auch Vordrucke von Schlüsseldiensten, auf denen der Kunde mit seiner Unterschrift „die Rechnung in Preis und Inhalt akzeptieren soll. Ist das geschehen, scheitert der spätere Versuch, einen Teil des Rechnungsbetrages zurückzufordern, in den meisten Fällen. Lydia Schwertner rät: „Vereinbaren Sie am Telefon vor Zeugen einen gängigen Festpreis!“

Bei einer Auseinandersetzung mit dem Mitarbeiters eines Schlüsseldienstes nachts vor der eigenen Wohnungstüre, bei der sich der Kunde genötigt sieht, statt des am Telefon genannten Preis einen weit höheren zu zahlen, sollte er sich nicht scheuen, unter 112 die Polizei anzurufen, sagte gestern Kriminalhauptkommissar Peiseler. „Die meisten Bürger wissen dass gar nicht, dass sie in diesem Fall von und Beistand bekommen können!“ Denn Nötigung ist ein Straftatbestand, ebenso Betrug und Hausfriedensbruch. Mit der Unwissenheit ihrer Kunden spekulieren gerne dubiose Firmen, wenn sie mit verbalem Druck („Dann mach ich die Türe einfach wieder zu!“) versuchen, ihren überhöhten Rechnungsbetrag sofort zu kassieren. Dagegen könne der Kunde bei der Polizei Anzeige erstatten. Peiseler: „Hierzu ist es wichtig, über die Kontaktdaten des Schlüsseldienstes zu verfügen und den Sachverhalt in allen Einzelheiten - von der Auftragsvergabe bis zur Nötigung - am besten mit Bestätigung durch einen Zeugen zu schildern!“

Ein Faltblatt mit einer Checkkarte zu Notfall-Nummern und rechtlichen Rat bei überhöhten Rechnungen gibt es in der Remscheider Beratungsstelle der Verbraucherzentrale NRW, Alleestr 32. Notrufe und Strafanzeigen nimmt die Polizeidienststelle Remscheid telefonisch unter 0202/284-3201 oder 0202/284-0 entgegen. Die aktuelle Kampagne zu „Schwarzen Schafen“ unter den Schlüsseldiensten läuft derzeit landesweit, getragen von der Verbraucherberatung NRW und dem Landeskriminalamtes. Die Beratungsstelle Remscheid hat mit der Polizei Wuppertal schon mehrfach in ähnlicher Weise zusammengearbeitet (Warnung vor Haustürgeschäften, Kaffeefahrten).


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