Wohnraum muss bezahlbar bleiben! Bestimmt haben sie in den vergangenen Tagen von dieser Forderung in den Medien gehört oder gelesen. Bezahlbares Wohnen ist ein Grundbedürfnis eines jeden Menschen, und das Thema gewinnt in der Öffentlichkeit zunehmend an Bedeutung. Weil die Mieten in Ballungsgebieten wie Köln und Düsseldorf für manche nicht mehr bezahlbar sind. Zugleich sinkt die Zahl von Sozialwohnungen, weil die Bindungsfrist ausläuft. Auch in Remscheid. Folglich mangelt es auch hier an öffentlich gefördertem Wohnraum. Den entlang von Bahntrassen zu schaffen, wäre im Bergischen keine gute Idee. Schon weil es so viele geeignete Trassen gar nicht gibt. Gut also, dass das vom Land NRW aufgelegte Wohnbauförderungsprogramm 2018 2022 auch eine Wohnraumförderung im Bestand zulässt, also ohne Neubaugebiete auf der grünen Wiese. Konkret: Es gibt Zuschüsse für die Wiederherstellung bzw. Renovierung von leerstehenden Wohnungen und deren Neu- oder Umwidmung für den Sozialen Wohnungsbau.
Die Fachdienste Soziales und Wohnen und Stadtentwicklung, Verkehrs- und Bauleitplanung der Stadtverwaltung haben zu dieser neuen sozialen Wohnraumförderung eine Strategie entwickelt, und die stellten am Dienstagnachmittag Sozialdezernent Thomas Neuhaus und der Technische Beigeordnete Peter Heinze gemeinsam mit Christina Kutschaty, (Leiterin des Fachdienstes Stadtentwicklung, Wirtschaft und Liegenschaften), Carsten Thies (Fachdienstleiter Soziales und Wohnen) und Thomas Kugel (Sachgebietsleiter Wohnungswesen im Fachdienst Soziales und Wohnen). Das Thema wurde inzwischen auch dem Ausschuss für Soziales, Gesundheit und Wohnen (7. Mai) und dem Ausschuss für Stadtentwicklung, Wirtschaftsförderung, Energieeffizienz und Verkehr (9. Mai) vorgelegt. Zitat aus dem Projektplan 2020 2030: Die Lage auf dem Wohnungsmarkt ... zeigt unverändert Tendenzen, weiter in Schieflage zu geraten. (...) Wo marktwirtschaftliche Zusammenhänge (Waterbölles: Welche bitte?) die Mieten in vielerorts bedenkliche Hohen steigen lassen, (haben) es Haushalte mit kleinem Einkommen ... immer schwerer, sich zu behaupten und noch bezahlbaren Wohnraum zu finden. (...) Spätestens seit den 1990er Jahren wurde preisgebundener Wohnraum nicht mehr in nennenswertem Umfang neu geschaffen. Wenngleich in Remscheid von einer Wohnungsnot noch keine Rede sein könne, seien doch im Bereich der sozialen Wohnraumversorgung aktuell Versorgungsengpässe festzustellen. Das Angebot an zeitgemäß modernisierten und barrierefreien Wohnungen sei in Remscheid auf absehbare Zeit stark eingeschränkt.
Was tun? Leerstandsaktivierung, Quartiersentwicklung und die Nutzung von Landesfördermitteln sollen innerhalb der nächsten zehn Jahre d. h. bis zum Jahr 2030 in einem Dreiklang die soziale Wohnraumforderung in Remscheid zukunftsfähig machen, heißt es in dem vorgelegten Projektplang. Dieser gelte ausschließlich dem Marktsegment des preiswerten (Miet-)Wohnraums für Haushalte mit kleinem Einkommen. (...) Hier besteht unmittelbar Handlungsbedarf!
Die Ausgangslage: 54 Prozent der Wohnungen in Remscheid sind älter als 30 Jahre. Sieben Prozent aller Wohnungen leer. Sie sind nicht mehr marktfähig, heißt: nicht mehr vermietbar. Oder es handelt sich um freie Wohnungen, die am Markt bewusst nicht mehr angeboten werden, etwa, weil deren Eigentümer aus Alters- oder finanziellen Gründen nicht mehr in der Lage sind, den entstandenen Investitionsstau aufzulösen. Anderer Wohnraum insbesondere von Immobiliengesellschaften wird als Abschreibungsobjekt genutzt, um anderswo in attraktiveren Marktraumen erwirtschaftete Gewinne vor allzu hohen Steuerforderungen zu schützen. Bemerkenswert ist, dass die Leerstände sich nicht selten in Komplexen des vormaligen sozialen Wohnungsbaus oder ehemaliger Werkswohnungen befinden, heißt es in dem Projektplan weiter. Und: Der Bedarf an Wohnraummodernisierungen im Sinne von Barrierefreiheit, Schall- und energetischen Dämmungen sowie Wohnumfeldverbesserungen zur Aufwertung und Stabilisierung des kommunalen Wohnstandortes sei hoch. Zugleich sei die in der Haushaltssicherung befindliche Stadt Remscheid nur sehr eingeschränkt in der Lage, neue Wohngebiete zu entwickeln. Bestehende Wohnungen zu renovieren, sei im Übrigen bedeutend kostengünstiger als ein Neubau, da keine Grunderwerbs- und Erschließungskosten sowie (erheblich) geringere Baukosten anfielen und der Zeitbedarf für die Herstellung bezugsfertigen Wohnraums (ohne Planungs- und Genehmigungsphasen) wesentlich kleiner sei.
Hauseigentümer mit Wohnungsleerständen will die Stadt Remscheid in nächster Zeit in folgenden Stadtquartieren, die ein Leerstandspotenzial von 887 Wohneinheiten umfassen, gezielt ansprechen:
- Westliche Innenstadt
- Zentralpunkt/Süd
- Südwestlich Stadtzentrum (Stachelhausen, Honsberg)
- Hasten, Zentrum
- Lennep, Neustadt
- Lennep, Hasenberg
- Lüttringhausen, Klausen
- Lüttringhausen, Zentrum.
Nie zuvor war der geförderte Wohnungsbau in Nordrhein Westfalen so attraktiv wie heute für Mieter genauso wie für Investoren. Langfristige Förderdarlehen aus Mitteln des Landes NRW sichern die aktuellen Niedrigzinsen für mindestens zwei Jahrzehnte, großzügige Tilgungsnachlässe bis zu 20 Prozent verringern von Beginn an die Darlehensschuld und die bewährten Qualitäten stehen dem frei finanzierten Wohnungsbau in keiner Weise nach und das zu dauerhaft bezahlbaren Mieten, heißt es in einer Verwaltungsvorlage für die Fachausschüsse des Rates. Die Aktivierung des Wohnungsbestands bietet für Remscheid die Chance, im Zusammenhang zwischen Gebäudesanierung und Ertüchtigung von Wohngebäuden, eine Bindung zum sozialen Wohnungsbau zu erreichen. Zwei Faktoren werden mit einem Streich realisiert: Gebäudeertüchtigung und Bindung für die neue soziale Wohnraumförderung.