von Dr. Wilhelm R. Schmidt
In der vergangenen Woche ging durch die lokale Presse der Ruf nach einer Festhalle in Lennep. Remscheid brauche eine Festhalle, so hieß es. Der Bedarf sei riesig, zum Beispiel für die Abi-Bälle. Der Ruf nach einer geeigneten Lokalität für die unterschiedlichsten Versammlungs- und Feierzwecke ist in Lennep nicht neu. Vor 95 Jahren wurde im Lenneper Kreisblatt ein Artikel veröffentlicht, der ein derartigen Gemeinschaftshaus als dringlich kennzeichnete. Und das war längst nicht die erste Forderung dieser Art. Schon Mitte des 19. Jahrhunderts war in Lennep das Bedürfnis laut geworden, einen großen Versammlungs- und Festsaal zu errichten, weil die vorhandenen Säle, die mit Gastwirtschaften verbunden waren, für größere Veranstaltungen oder Feste nicht genügten. Die Vereine mussten für ihre Feste jedes Mal Zelte oder mobile Hallen errichten, obwohl eine einfache Kalkulation genügt hätte, um festzustellen, dass eine bleibende Lösung kostengünstiger wäre.
Die Schützenvereine vieler Städte in Rheinland und Westfalen hatten damals schon solide Schützenhäuser erbaut, die dann auch zu weiteren Zwecken benutzt werden konnten, aber in Lennep konnten sich die maßgeblichen Persönlichkeiten nicht zu der Überzeugung durchringen, dass eine großzügige kommunal errichtete Anlage rentabel sei. Natürlich hätte man in Lennep auch eine Menge gemeinnütziger Einrichtungen mit einer solchen Anlage bedienen können. Schon um 1870 träumte man aber auch in Lennep von einer großen Gemeinschaftshalle. Als erstes spielte die Frage des Bauplatzes dabei eine Rolle. Eine solide, große Festhalle auf dem prachtvollen, aber den Witterungseinflüssen außerordentlich ausgesetzten und hochgelegenen Schützenfeld empfand man als sehr schön. Sie würde als neues Wahrzeichen Lenneps bis zur weithin in der Ferne wahrnehmbaren Wasserscheide des oberen Wuppergebiets bemerkbar gewesen sein; allerdings wären die Baukosten unverhältnismäßig hoch gewesen. Wenn also eine solche Lage der Festhalle für Schützenfeste, große Gauturnfeste, landwirtschaftliche Feste und dergleichen nicht unpassend gewesen wäre, so wäre eine Benutzung der Festhalle für Vereine und Versammlungen doch wegen der großen Entfernung vom Stadtinnern nicht zweckmäßig, so war die Meinung.
Einige Jahre vor dem Bau der Eisenbahn Remscheid-Lennep-Barmen-Rittershausen wagte der frühere Lenneper Bürger Richard Kombruch eine große Grundstückspekulation. Er brachte alle käuflichen Grundstücke in der näheren Umgebung der Stadt in seinen Besitz, weil er sich vorgestellt hatte, durch die Eisenbahnanlage würde eine immense Bautätigkeit entstehen und seine Grundstücke würden ihm große Gewinne bringen. Das war allerdings ein Irrtum. 30 Jahre später hat der Herr dann eingestanden, dass sich die Spekulationssumme nicht einmal normal verzinst hätte.
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