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Prof. Dr. Klaus Windgassen geht in den Ruhestand

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Prof. Dr. KLaus Windgassen. Foto: Nico Hertgen.Professor Windgassen, Sie gehen heute in den Ruhestand, nachdem Sie 19,5 Jahre als Ärztlicher Direktor in der Evangelischen Stiftung Tannenhof tätig waren. Wie geht es Ihnen damit?
Der Abschied fällt mir nicht leicht. Tatsächlich habe ich überlegt, ob ich nicht noch ein wenig länger arbeite. Allerdings glaube ich nicht, dass mir der Abschied in einem oder zwei Jahren leichter fallen wird – im Gegenteil. Deswegen werde ich Samstag auch erst einmal zu einer kleinen Reise aufbrechen, um etwas Abstand zu gewinnen.

Was werden Sie am meisten vermissen?
Die Patienten. Ich bin Arzt geworden, um Menschen zu helfen.

Aber als Ärztlicher Direktor hatten Sie doch sicherlich auch viele andere Aufgaben.
Das ist richtig. Aber bis heute habe ich Wert darauf gelegt, auch als Ärztlicher Direktor Patienten zu behandeln. Das ist sicherlich oftmals ein Spagat gewesen. Aber wenn man die Bedingungen für Patienten verbessern will, muss man sich mit ihnen befassen. Natürlich muss aber auch die Wissenschaft im Blick behalten werden, um Entwicklungen in die Versorgung einzubringen.

In zwei Jahrzehnten haben Sie viel erlebt – welche markanten Ereignisse würden Sie besonders herausheben?
Hier muss man zwischen zwei Bereichen unterscheiden: zwischen allgemeinen Entwicklungen in der Psychiatrie und der Stiftung Tannenhof im Besonderen. Ganz wichtig war es für die Stiftung, mit stationären Betten nach Wuppertal zu gehen. Schließlich sind wir für die Pflichtversorgung in Remscheid und Wuppertal zuständig. Als ich 1998 hier anfing, gab es nur den Standort in Lüttringhausen. Mittlerweile sind es insgesamt acht: zwei in Remscheid, einer in Velbert- Langenberg und fünf in Wuppertal. Auch im Bereich der Tagespflege hat sich viel getan. Übrigens nicht alleine aus Kostengründen, wie oftmals vermutet wird. Vielmehr bietet diese Behandlungsform die Möglichkeit, den Lebensalltag der Patienten besser in die Behandlung einzubeziehen.
An dieser Stelle muss man aber auch verschiedene Entscheidungen nennen, die für die gegenwärtige und zukünftige Situation entscheidend sind. Als Beispiel seien hier verschiedene Bauvorhaben genannt. Wir bauen, um die Situation unserer Patienten zu verbessern.
Allgemein kann ich den wesentlichen Behandlungsfortschritt in der Psychiatrie nennen sowie politische Entscheidungen, welche die Rahmenbedingungen verbessert haben; beispielswiese die Definition von Personalbedarf.

Man hört immer wieder, dass die Zahl von psychische Erkrankungen ansteigen. Wie erklären Sie sich das?
Da muss ich Sie jetzt vielleicht enttäuschen. Die Anzahl der Erkrankungen ist nicht gestiegen, sondern psychische Erkrankungen werden heute eher erkannt.

Wodurch?
Das hat mit den Veränderungen in unserem Gesundheitssystem zu tun. Durch eine immense Verbesserung der hausärztlichen Kompetenz werden diese Krankheiten heute besser identifiziert. Zudem begeben sich inzwischen mehr Patienten in Behandlung.

Worauf freuen Sie sich im Ruhestand?
Mein Leben wurde bislang von der Psychiatrie bestimmt, da ist Einiges zu kurz gekommen. Ich lese zum Beispiel sehr gerne oder gehe wandern.

Steht ihr Nachfolger bereits fest?
Nein, das Auswahlverfahren läuft. Zunächst wird mich mein bisheriger Stellvertreter, Dr. Jörg Hilger, kommissarisch vertreten.

Ihre Funktion übernehmen wird er aber nicht?
Nein. Ich habe es immer als meine Aufgabe gesehen möglichst viel richtig zu machen, aber auch die Wissenschaft entwickelt sich weiter. Wir tun gut daran, sehr lange und gründlich nach einem geeigneten Nachfolger Ausschau zu halten. Da sollte man sich nicht an einem Datum orientieren. Ich halte es für richtig, dass jemand von außen kommt, der neue Impulse miteinbringt.

Sie wurden mit einem Psychiatrischen Symposium verabschiedet. War das Ihr Wunsch?
Ich habe mich immer für die wissenschaftliche Seite meines Berufs interessiert und werde das auch weiterhin tun. Somit ist dieses Symposium in meinem Sinn und ich freue mich sehr, dass meine Vorstandskollegen das ermöglicht haben. Es sollte an diesem Tag nicht in erster Linie um meine Person gehen.


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