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Möhrchen: Pro Jahr 80.000 Euro für Schulessen

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Rund 11.000 Remscheider Bürger/innen sind Sozialhilfe nach SGBII angewiesen. In diesen Hartz IV-Familien kommt es darauf an, jeden Euro dreimal umzudrehen, bevor er ausgegeben wird. Da gehört dann der Elternanteil für das Schulessen des Kinder / der Kinder nicht immer zu den vordringlichen Ausgaben. „Viele Eltern kriegen ein Frühstück für ihre Kinder einfach nicht hin!“, beklagen Grundschullehrer. Und das muss nicht unbedingt in jedem Fall unbedingt am fehlenden Geld liegen. Das dann mit „verantwortungslos“ zu kommentieren und im Übrigen die Achseln  zu zucken und auf eine sozialere Verteilung der Einkommen zwischen Arm und Reich oder den Sozialstaat im Allgemeinen zu hoffen, hilft den Jungen und Mädchen nicht weiter, die morgens ohne Frühstück zur Schule gehen. Verantwortungslos wäre es vielmehr, diese Kinder in Haftung zu nehmen für ihre Eltern. Hier besteht also tagtäglich akuter Handlungsbedarf, ohne die längerfristige Einflussnahme auf die Politik mit dem Ziel besserer sozialpolitischer Rahmenbedingungen außer Acht zu lassen.

Das Beste wäre es natürlich, könnte auf den „sozialen Kitt“ gänzlich verzichtet werden, für den in Remscheid seit seiner Gründung im Februar 2006 der “Förderverein Mittagstisch in Remscheider Schulen e.V.”, sorgt, besser bekannt als „Möhrchen e.V.“ (Internet: www.moehrchen-rs.de; Facebook: https://www.facebook.com/pages/Möhrchen/) Am 6. November 2014 übernahm Oberbürgermeister Mast-Weisz von Beate Wilding den Vorsitz im Vereinsvorstand, dem des Weiteren Gründungsmitglied Constanze Epe als 2. Vorsitzende, Michael Wellershaus als Schatzmeister und Jörg Biermann als Geschäftsführer angehören. Aus Anlass der jährlichen Mitgliederversammlung zogen sie gestern eine Bilanz der zurückliegenden zehn Jahre. Und die kann sich sehenlassen:

Der Förderverein verhilft inzwischen an jedem Schultag an 17 Grundschulen und zwei Förderschulen insgesamt 419 Jungen und Mädchen zu einem Frühstück (elf Prozent aller Grundschulkinder, 17 Prozent aller OGS-Kinder) und 416 zu einem Mittagessen Frühstück (acht Prozent aller Grundschulkinder, 13 Prozent aller OGS-Kinder). Die Gesamtbilanz über  die vergangenen zehn Jahre: 530.800 Euro für eine Million Mahlzeiten für Kinder aus 5.198 bedürftigen Familien. Das sind 835 Mahlzeiten am Tag, wobei der Verein Wert darauf legt, dass unter den Schüler/innen nicht bekannt wird, welches Kind ein gefördertes Essen erhält.

Dafür müssen im Laufe eines Jahres mehr als 80.000 Euro in der Kasse sein. Und das sind sie auch. Denn: „Auf die Remscheider ist Verlass“, sagt Burkhard Mast-Weisz. „Sie helfen mit größeren und kleineren Summen!“ Die Spenden können steuerlich geltend gemacht werden; Spender erhalten eine Spendenquittung. Im vergangenen Jahr wies zum Beispiel ein Remscheider, der gegenüber der Öffentlichkeit anonym bleiben will, seine Bank an, auf das Konto von Möhrchen bei der Stadtsparkasse Remscheid (IBAN: DE 48 34050000 0012100780, BIC: WELADEDR XXX) jeden Monat 1.000 Euro zu überweisen, wie Michael Wellershaus gestern in der Pressekonferenz berichtete. Die Zahl der Großspender mit Beträgen von 1.000 Euro und mehr bleibt in Laufe eines Jahres allerdings überschaubar – es ist gerade Mal ein Dutzend. Der überwiegende Teil der Summe, die der ehrenamtliche Vorstand ohne Abzug von Verwaltungs- oder Personalkosten für das Schulessen in voller Höhe einsetzen kann, setzt sich aus kleineren Spenden zusammen. Im Vergangenen Jahr kamen so 110.000 Euro zusammen, so dass der finanzielle Grundstock für das Schuljahr 2017/2018 schon gelegt werden konnte. Der OB: „Jeder Euro zählt!“

Der gesamte Vorstand zweifelt nicht daran, dass die sozialpolitische Aufgabe von Möhrchen auf absehbare Zeit anhält. Mast-Weisz sieht das so: „Die Aufgabe macht stolz, bereitet zugleich aber auch Bauichschmerzen!“ Denn der Unterstützungsbedarf endet nicht beim Übergang von der Grund- zu einer weiterführenden Schule. Aber: „Das kriegen wir nicht gestemmt“, räumt Constanze Epe ein.

Also konzentriert sich der Verein mit Hilfe der OGS-Träger auf das Essen in den Grundschulen. Der Verein könne sich dabei auf ein Netzwerk vieler Remscheider Bürger stützen, die in den Schulen und dem Offenen Ganztag, ebenfalls ehrenamtlich, für Möhrchen arbeiten, betonte gestern Jörg Biermann. „Dafür sind wir sehr dankbar“, ergänzte der Oberbürgermeister. Merke: "Ein Schulsystem muss die besten Bildungschancen bieten!" Und das kann beim Frühstück und Mittagessen in der Schule beginnen.


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