Auf Facebook verbreitete sich die Nachricht wie ein Lauffeuer: Vor der Alevitischen Gemeinde am Zentralpunkt versammelten sich am Sonntagabend rund 300 Personen, um den Sieg Erdogans beim gestrigen Referendum in der Türkei zu feiern. Die Angehörigen der alevitischen Gemeinde, die dem Referendum kritisch gegenüber gestanden hatten, seien angepöbelt, bedroht und eingeschüchtert worden. Bei Eintreffen der Polizei habe sich der Mob aufgelöst.
Ob die Polizei die Verantwortlichen ermitteln und zur Rechenschaft ziehen kann, muss sich zeigen. Wir lassen uns nicht einschüchtern, postete auf Facebook der Bund der Alevitischen Jugendlichen in NRW und veröffentlichte ein Video. Und im Saal der Alevitischen Gemeinde erklärten sich Remscheider Bürger gestern mit der Vereinigung solidarisch. Remscheider stehen zusammen mit Demokraten und friedliebenden Menschen egal welche Religion ... oder welchen Pass sie haben, hieß es dazu auf Facebook. Der WDR-Chefreporter Horst Kläuser attestierte den Aleviten (die meisten von ihnen selbst Türken), sich in unserer Stadt vorbildlich zu engagieren: Sie ziehen sich nicht zurück, sind Teil der Gesellschaft, ihrerseits solidarisch, helfen, packen an, grenzen sich weder aus noch ab und stützen mit ihren Initiativen wie selbstverständlich auch die Projekte der christlichen Kirchen!
Der SPD-Landtagsabgeordnete Sven Wolf machte sich Sorgen um das Haus der türkischen Gesellschaft. Denn das Miteinander vor Ort sei von Anfeindungen abgelöst worden. Die Herrschaft des Rechts sei aber die Grundlage für unser Haus in Deutschland mit dem Grundgesetz, der Landesverfassung und den gesellschaftlichen Werten Respekt, Toleranz und Verfassungstreue. Wolf: Wir müssen auch weiter leidenschaftlich für Menschen- und Bürgerrechte kämpfen. Bei der Versammlung der Alewiten erinnerte er gestern daran, dass viele Journalistinnen und Journalisten in der Türkei inhaftiert sind. Beatrice Schlieper, Fraktionssprecherin der Remscheider Grünen, nahm an der Versammlung ebenfalls teil. Der Wunsch nach einem friedlichen Miteinander sei dabei bekräftigt worden. Man ist dort zu recht bestürzt und besorgt über den Ausgang des Referendums und ebenfalls über die Vorfälle von gestern Nacht. Ich werde die Arbeit unserer Freunde und Nachbarn in Remscheid nicht nur als Fraktionssprecherin der Grünen, sondern auch als Bürgerin der Stadt Remscheid unterstützen.