Quantcast
Channel: Waterbölles - Soziales
Viewing all articles
Browse latest Browse all 8902

Im 'Ahnenpass' der Kinder stand 'Mischling zweiten Grades'

$
0
0

Die Rotdornallee kurz nach 1900. Links die Doppelhäuser Nr. 24 und 26. Bildsammlung SchmidtvonDr. Wilhelm R. Schmidt

Wenn man in Lennep von der Innenstadt her zur Panzertalsperre läuft, so geht man zumeist den Talsperrenweg hinauf, und jenseits des höchsten Punktes geht links eine Straße mit der Bezeichnung Julius-Landsberg-Straße ab. Benannt ist die Straße nach einem manchmal streitbaren Mann, eine wirkliche Persönlichkeit, der zunächst an der Kölner bzw. Hermannstraße wohnte, bevor er mit seiner Familie zu Mittelstraße, heute Rotdornallee (Nr. 24), umzog. An der Mittelstraße wohnten zu dieser Zeit überwiegend Fabrikanten und deren Direktoren sowie Leute des Öffentlichen Lebens, die sich wie der Amtsrichter Landsberg eine Etage oder ein ganzes Haus im gehobenen Stil leisten konnten. Julius Landsberg hatte beispielsweise sein Haus von dem Lenneper Kreissekretär Provinski übernommen, der auch die zweite Einheit des großzügigen Doppelhauses besaß und an einen Rittmeister vermietet hatte. Zahlreiche Bildpostkarten der damaligen Mittelstraße, z.T. mit Fernblick auf das Lenneper Freibad an der Udelschen Beek, sind erhalten und bezeugen, dass man in dieser Die Häuser Rotdornallee 24 (links) und 26 im Jahre 2010. Bildsammlung SchmidtStraße in gutbürgerlichen Verhältnissen lebte. Die Bedeutung des Lenneper Amtsrichters Julius Ferdinand Landsberg, von dessen Amtshandlungen ich in meinem Archiv noch so manche originale Niederschrift verwahre, war seinerzeit groß und reichte aufgrund seiner Schriften weit über die damalige Kreisstadt hinaus. In einem Artikel des Lenneper Kreisblatts vom 23. April 1915 wurde anlässlich seines frühen Todes hervorgehoben, dass er sich wünschte, dass Lennep ihm und seiner Familie zur dauernden Heimat werde. Dass sich dieser Wunsch nicht erfüllte, liegt auch an den Geschehnissen zwischen 1933 und 1945 in Deutschland.

Heute ist der Lenneper Amtsrichter Julius Landsberg weitgehend vergessen, aber die Älteren unter uns haben vielleicht noch seine Kinder gekannt, zumindest die, die noch lange nach dem Zweiten Weltkrieg in dem Haus an der Rotdornallee wohnten. Auch ich selbst habe da noch Erinnerungen. Zum einen brachte ich in den Jahren um 1966 in der Rotdornallee als Röntgenschüler in den Ferien die Post ins Haus. Ich ging damals die Wupperstraße entlang über den untersten Teil der Leverkuser Straße auf das Grundstück von Frau Berchtenbreiter, einer Angehörigen der Familie Hardt. Damals war das gesamte Areal zwischen der Rospattstraße, Leverkuser Straße und Rotdornallee ein ziemlich verwilderter Park, heute befindet sich dort die gehobene Wohnanlage Am Hardtpark. Wenn ich die Post im Haus Leverkuser Straße 4a abgeliefert hatte, suchte ich mir meinen Weg zur Rotdornallee hinauf durch einen alten, defekten Zaun direkt zur Nr. 24, wo ich die Briefe für Landsberg manchmal auch durchs Fenster reichte.

"Im 'Ahnenpass' der Kinder stand 'Mischling zweiten Grades'" vollständig lesen

Viewing all articles
Browse latest Browse all 8902