Die Genealogie oder auch Familienforschung ist nach Wikipedia die Erforschung der Abstammung und Nachkommenschaft von Personen und Familien. Die hat sich im Städtedreieck der 1980 gegründete Bergische Verein für Familienkunde e. V. (BVfF) mit Sitz in Wuppertal zur Aufgabe gemacht. Auf dessen Internetseite findet sich seit kurzem das Einwohnerbuch der Stadt Remscheid aus dem Jahre 1831. Das in deutscher Schrift handgeschriebene Buch befindet sich im Stadtarchiv in Hasten. Dort hat es Carsten Pick im vergangenen Halbjahr mühsam, Eintragung für Eintragung, in seinen PC übertragen. Und Genealoge Hans-Walter Spitzer hat daraus eine digitale Excel-Datei bzw. pdf-Datei gemacht, in der Hobby-Forscher auf der Suche nach den Wurzeln ihrer Familien nun trefflich recherchieren können bis hin zu ganz speziellen Suchkriterien (Familie mit mehr als zwei Hunden).
Carsten Pick, 1973 in Wuppertal, gehört dem Beirat des Vereins für Familienkunde an. Hans-Walter Spitzer teilt als Mitglied des Bergischen Geschichtsvereins, Abteilung Burscheid, das Hobby der Genealoge (2014 digitalisierte er das Standesamtsregister der Stadt Burscheid), und Hans-Friedrich Kartenbender, Vorsitzender des Vereins für Familienkunde, weiß die Arbeit der beiden Heimatforscher zu schätzen: Unglaublich akribisch! Dieses Lob teilten gestern im Stadtarchiv deren Leiterin, Viola Schwanicke, und Dr. Andreas Wallbrecht, der neue Leiter des Historischen Zentrums Remscheid / Deutsches Werkzeugmuseums. Und sie freuen sich über die Digitalisierung der alten Familiendaten nicht nur wegen der vielfältigen Recherchemöglichkeiten, sondern auch, weil das historische Einwohnerbuch nun kaum noch durchblättert werden muss. Das Buch und nun auch die beiden Dateien im Internet verraten, dass im Jahre 1831 in Remscheid 9410 Personen in 1046 Häusern. Aber wie hießen diese Einwohner, und wer wohnte mit wem in welchem Haus? Auch das wird beantwortet, und noch über vieles mehr: Berufe, Altersangaben, Herkunftsorte und Konfessionen, ja sogar der Viehbestand der einzelnen Familie. Viola Schwanicke: Kein Einwohnerbuch der Stadt Remscheid ist so umfassend und vollständig wie dieses!
Für Carsten Pick, der sich schon mit 15 Jahren im Stadtarchiv für Familienforschung interessiert hatte, war die Erfassung der 9410 Datensätze nicht die erste große genealogische Arbeit. Zuvor nahm er sich bereits die Remscheider, Lenneper und Lüttringhauser Kirchenbücher aus den Jahren 1654 bis 1809 vor. Allein die Datensätze zu Remscheid und Lüttringhausen jeweils zu Heirat. Taufen und Tod - summierten sich auf fast 80.000. Seit Abschluss seines Studiums in Wuppertal (Geschichte und ev. Theologie) 2005 arbeitet er als Lehrer an der Marienschule Opladen. Doch in der Freizeit ist die Genealogie sein zeitaufwendiges Hobby geblieben, einschließlich einschlägiger Veröffentlichungen. Carsten Pick teilt es mit vielen. Viola Schwanicke: Von Jahr zu Jahr steigt die Zahl derer, die im Archiv nach den Wurzeln ihrer Familien suchen! Jetzt können sie dafür auch das Internet nutzen. Kostenlos.
Impressionen aus dem Einwohnerbuch von 1831
von Carsten Pick
Können Sie sich Remscheid im Sommer 1831 vorstellen? Natürlich brauchen wir dafür heute etwas Fantasie, aber das Einwohnerbuch von 1831 liefert uns eine Momentaufnahme, die unsere Fantasie etwas beflügeln kann.
Seit 1808 ist Remscheid Stadt", weil es damals (etwas) mehr als 5.000 Einwohner hatte. Das hatten die Franzosen so festgelegt. Die Stadt" Remscheid besteht aber immer noch aus der eigentlichen Stadt", die zuvor Dorf hieß - das sind 1831 genau 146 Häuser rund um die Stadtkirche mit recht genau zehnmal so vielen Bewohnern -, und dazu kommen 79 Hofschaften oder Wohnplätze, von denen die meisten schon im Lagerbuch von 1675 vorgekommen sind und die noch immer nicht zu einem geschlossenen städtischen Siedlungsgebiet zusammengewachsen waren. Sie sind gewissermaßen die Adressen der damaligen Einwohner Remscheids: Zu den größeren dieser Wohnplätze gehören z.B. Bliedinghausen mit 405 Einwohnern in 47 Häusern, Stachelhausen mit 411 Einwohnern in ebenfalls 47 Häusern und Reinshagen mit 417 Einwohnern in 40 Häusern. Auf dem Kratzberg dagegen steht damals ein einziges Haus mit 10 Bewohnern.