Zweierlei ließ dieser Tage es ist Bundestagswahlkampf die Remscheider CDU-Fraktion aufmerken: Dass die Zahl der Wohnungseinbrüche und Einbruchsversuche in NRW im vergangenen Jahr um 7,5 Prozent gestiegen (beunruhigend) und die Zahl der aufgeklärten Einbrüche mit 13,8 Prozent gering sei (besonders besorgniserregend) und dass die Bürger in einigen Kommunen im Landes bereits nach einer Art privaten Sicherheitspolizei gerufen hätten. Die CDU-Fraktion hält dies für eine bedenkliche Entwicklung, da die Sicherung von Eigentum, Leib und Leben bei unserer Polizei gut aufgehoben ist. Es darf nicht sein, dass die Bürger den Eindruck gewinnen, dass sich der Staat zurückzieht und Bereiche entstehen, die von Vandalismus, Kriminalität etc. betroffen sind, schrieb die CDU an Oberbürgermeisterin Beate Wilding. Bei der jetzigen Stadtspitze vermisse man ein ähnliches Konzept wie das des damaligen Oberbürgermeisters Fred Schulz. Er habe mit SOS, dem-Konzept für mehr Sicherheit, Ordnung und Sauberkeit, die richtigen Weichen gestellt, um gerade das subjektive Sicherheitsgefühl der Bürger zu stärken.
Das subjektive deckt sich oft nicht mit der objektiven Sicherheitslage, weiß auch die CDU. Und wollte deshalb gestern Im Ausschuss für Bürger, Umwelt, Klimaschutz und Ordnung wissen, wie denn die objektive Sicherheitslage in der Stadt Remscheid sei, wie sich die die Situation speziell bei Wohnungseinbrüchen und Versuchen von Wohnungseinbrüchen darstelle, ob auch in der örtlichen Kriminalstatistik ein Anstieg zu verzeichnen sei, wie das aktuelle Ordnungskonzept der Stadt Remscheid aussieht, um Sauberkeit und Sicherheit vor Ort zu gewährleisten und ob dabei auch private Sicherheitsdienstleister eine Rolle spielen.
Letzteres erinnerte an den Kontrollgang von CDU-Mitgliedern über die Fußgängerzone im März 2012 (Foto rechts). Daraus ergab sich dann später der Antrag, ist zu prüfen, ob eine ordnungspolitische Partnerschaft für eine Probephase mit der Firma de Blois eingegangen werden könnte. Der Antrag verschwand alsbald still und leise in der Versenkung. Nun also eine Neuauflage? Die Verwaltung nahm zu der Anfrage gestern keine Stellung. Das überließ sie einem Fachmann in Sachen Kriminalität: Robert Hall (56), seit 2010 Leiter der Polizeiinspektion Remscheid. Sein Fazit vorweg: Remscheid ist seit Jahren die sicherste Großstadt in NRW! Für alle Kommunalpolitiker, die in den vergangenen Jahren die Berichte in der Lokalpresse über die Jahresstatistiken der Polizei gelesen hatte, war das keine Überraschung. Günter Bender (Grüne, Foto links) konnte sich sogar an einen zehn Jahre alten Bericht in einer großen Fernseh-Illustrierten erinnern, in der Remscheid die sicherste Großstadt in ganz Deutschenland genannt worden sei.
Robert Halls Thema gestern war natürlich nicht das subjektive Sicherheitsgefühl der Bürger (darüber weiß ich nichts). Er stützte sich vielmehr die die ihm vorliegenden statistischen Zahlen für den Zeitpunkt 1. Januar bis 31. August 2013 und auf ältere Jahresstatistiken. Danach entfielen im Jahr 2008 auf 100.000 Einwohner in Remscheid 6.200 Straftaten. Im vergangenen Jahr waren es 7.584. Ein Grund zur Besorgnis? Nein, betonte Hall. Denn der eine wie der andere Wert finde sich sonst eher im ländlichen Raum. In Bonn entfielen auf 100.000 Einwohner 8.800 und in Köln 12.800 Straftaten. In Remscheid ist es wahrscheinlicher, Opfer eines Verkehrsunfalles zu werden als Opfer einer Straftat!
Für 2013 zeichne sich in der Kriminalstatistik ein Rückgang der Straftaten um zehn Prozent ab, fuhr Robert Hall fort. Die Gewaltkriminalität ist in den ersten acht Monaten dieses Jahres um acht Prozent gestiegen, die Straß0enkriminalitätr hat dagegen um 15 Prozent abgenommen, die Zahl der Wohnungseinbrüche sogar um 31 Prozent. Hier sei im Übrigen die Aufklärungsquote mit 16 Prozent sehr günstig, wenn man die meist sehr schwierige Spurenlage bedenkt, berichtete Hall. Rückläufig (um 20 Prozent) auch die Zahl der gefährlichen oder schweren Körperverletzungen. Gestiegen seien dagegen die Taschendiebstähle und die der Raubüberfälle auf offener Straße. Dazu zählt die Polizei auch den Handy-Klau unter Jugendlichen. Jugendliche Intensivtäter fielen dagegen weniger auf als früher. Das führt die Polizei nicht zuletzt auf den Staatsanwalt vor Ort zurück, der dafür sorgt, dass ein straffällig gewordener Jugendlicher sich schon eine Woche später im Arrest befindet. Unauffällig sei Remscheid auch bei den Verkehrsunfällen, so der Leiter der Polizeiinspektion Remscheid. Es gebe keine nennenswerten Unfallschwerpunkte. Und dank verbesserter Methoden der Spurensicherung könne inzwischen fast jeder zweite Fall von Fahrerflucht aufgeklärt werden.
Als gut bezeichnete Robert Hall die Zusammenarbeit mit den städtischen Ordnungsdiensten. Es gebe gemeinsame Streifeneinsätze. Allein die Polizei Remscheid wende für das Projekt Sichere Stadt pro Jahr rund 5.000 Mann-Stunden auf. Hinzu kämen weitere 1.000 Mann-Stunden für Zivilstreifen gegen Einbruchskriminalität. Diese hätten ein besonderes Augenmerk auf auswärtige Fahrzeuge.