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Mit dem Sägestahlcenter stirbt ein Stück Tradition

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Gemeinsam mit einer Delegation aus der Stadt und der Region fuhr Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz zur KruppThyssen-Konzernzentrale in Duisburg. Seine Frage an die Geschäftsleitung am vergangenen Freitag: Könnte das Remscheider Sägestahlcenter nicht doch noch  eine Zukunft haben? Die Antwort war ernüchternd und endgültig: Nein. Der Beschluss gründe auf validen Fakten und sei, so die KruppThyssen-Geschäftsleitung, ohne Missachtung der Vernunft nicht rückgängig zu machen. Das ist das endgültige Aus für das Zulieferunternehmen. Jedoch wird es auf und unter Vermittlung des OB weitere Gespräche geben, um die Belieferung von Remscheider Stahlunternehmen  zu erörtern. Der Traum vom Arbeitsplatzerhalt ist jedoch geplatzt.

„Für mich ist es eine Selbstverständlichkeit, helfend zur Seite zu stehen, wenn Arbeitsplätze existenziell gefährdet sind. Wir brauchen in dieser Stadt Menschen mit viel Know-how. Deshalb haben wir als Verwaltung zusammen mit der Politik dafür zu sorgen, dass Remscheid einen hohen Wohlfühl-Faktor hat, der Menschen dazu animiert, in dieser Stadt wohnen zu wollen. Das bedeutet andererseits, alles dafür zu tun, dass die Zahl existenzieller Krisen – zu denen gehört der Verlust des Arbeitsplatzes – vermieden werden“, betont Burkhard Mast-Weisz. Das könne nicht immer gelingen. Aber es müsse der Appell an die Unternehmer und die Gewerkschaften sein: „Kümmert Euch rechtzeitig und einvernehmlich um die Veränderungen, die sich immer wieder und wahrscheinlich immer schneller aus dem globalen Wettbewerb und anderen Faktoren ergeben!“

In der beruflichen Bildung und Qualifizierung sieht der OB einen Schlüssel, diese schwierige Aufgabe zu meistern und abzusichern. „Remscheid ist ein in Deutschland einmaliges Zentrum mit einer hohen Dichte an guten und zuverlässigen Facharbeitern in Metallberufen und seiner Infrastruktur. Das soll so bleiben. Das ist eines meiner wichtigsten persönlichen Ziele. Remscheid hat unter allen Städten Deutschlands den höchsten Anteil an produzierendem Gewerbe. Und eine ausgeprägte mittelständische Unternehmensstruktur und -kultur. Wir wollen diese Stadt als Know-How- und Kompetenz-Zentrum der Stahl- und Werkzeug-Industrie erhalten und fördern, aber genauso gut auch den geänderten Bedingungen anpassen. Hierbei setze ich und appelliere an die Bereitschaft gleichermaßen von Gewerkschaften, Unternehmern und Politik, diese Infrastruktur und gemeinsam miteinander weiter zu entwickeln und zu stärken!“

Marko Röhrig (Foto), Geschäftsführer und 1. Bevollmächtigter der Industriegewerkschaft Metall Remscheid-Solingen: „Während die Entscheidung bei ThyssenKrupp als unumkehrbar bezeichnet wird, steigt die Solidarität für eine alternative Lösung. Auch der Konzernbetriebsratsvorsitzende der ThyssenKrupp AG, Wilhelm Segerath, steht im Kontakt mit der Betriebsratsvorsitzenden des Remscheider Sägenstahlcenters, Monika Hartmann. Dieser unterstützt das Drängen aus Remscheid, die Schließungsentscheidung zu überdenken und zurückzunehmen. Am kommenden Freitag wird es hierzu ein Treffen unter den Betriebsräten geben.“

Wie Röhrig weiter betont, schreibt das Unternehmen schwarze Zahlen, und auch die Prognosen seien eher vielversprechend und positiv zu bewerten. Offenbar reichten jedoch die Renditeerwartungen der Unternehmensleitung nicht aus, um entweder das Unternehmen fortzuführen oder es alternativ zum Verkauf anzubieten. Für beide zuletzt genannten Varianten möchte die IG Metall werben, unterstützt von der örtlichen Wirtschaftsförderung und vom OB. Röhrig: „Bei einem Verkaufsszenario gehen wir davon aus, Investoren in der Region finden zu können. Leider scheint man der Belegschaft in Remscheid diese Chance nicht geben zu wollen. Dies wäre ein trauriges Ende nach einer über 125-jährigen Geschichte des Unternehmens vor Ort“

Das Remscheider Sägestahlcenter beliefert seit Jahrzehnten zahlreiche Sägenhersteller in der Region. Die geplante Betriebsschließung hat bei diesen für erhebliche Unruhe gesorgt. Unklarheit über künftige Lieferanten von Rohmaterial, wesentlich längere Wege und die dann fehlende Verbundenheit zur Region machen den bisherigen Kunden Sorgen. Marko Röhrig: „Eine Schließung halten wir für die falsche Entscheidung! Nicht gut für die Jobs, nicht gut für die vielen Kunden in Remscheid und im bergischen Umland. Ein Verkauf gäbe den Akteuren vor Ort die Chance, sich mit Politik, Wirtschaftsförderung und den Sägenherstellern um ein Übernahmekonzept zu bemühen.“

 

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